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Zwischen den U-Bahnhöfen Französische Straße und Friedrichstraße werden die U-Bahn-Gäste in den nächsten 16 Monaten zu Fuß gehen müssen.

© dapd

U6 16 Monate unterbrochen: BVG rät Fahrgästen zum Fußmarsch

16 Monate wird der Verkehr auf der U 6 in der Friedrichstraße unterbrochen. Kunden sollen lieber 500 Meter gehen, weil Ersatzbusse im Stau stecken.

BVG – Böswillige interpretieren das Kürzel der Berliner Verkehrsbetriebe auch schon Mal mit „Bin vorsichtshalber gegangen.“ Und genau das rät die BVG nun ihren Fahrgästen auf der U-Bahn-Linie U 6 (Alt-Tegel–Alt-Mariendorf). Für rund 16 Monate wird der Abschnitt zwischen den Stationen Friedrichstraße und Französische Straße vom 30. Juni an unterbrochen, um Unter den Linden einen neuen Kreuzungsbahnhof mit der künftigen U 5 bauen zu können. Weil die für den Ersatzverkehr der U 6 vorgesehenen Busse der Linie 147 meist im Stau stecken bleiben, empfiehlt die BVG den täglich rund 100 000 Fahrgästen auf diesem Abschnitt, die rund 500 Meter zwischen beiden Bahnhöfen zu Fuß zurückzulegen – zumindest bei gutem Wetter. Aber auch bei Regen oder Schnee schützen auf einem Großteil des Wegs die vorhandenen Arkaden die Fußgänger.

Aber auch Autofahrer trifft der U-Bahn-Bau. Der Straßenzug Unter den Linden wird im Baustellenbereich zur Einbahnstraße. Die südliche Fahrbahn, unter der der neue Bahnhof entsteht, wird von der Glinkastraße bis zur Charlottenstraße vom 13. Juli 2012 bis zum 23. Juni 2016 gesperrt. Unter den Linden bleiben auf der nördlichen Hälfte nur zwei Spuren für den Ost-West-Verkehr, die durch eine Busspur in West-Ost-Richtung ergänzt werden. Der Individualverkehr in West-Ost-Richtung muss den Baustellenbereich dagegen umfahren.

Gleichzeitig ist auch die Friedrichstraße von der Behrenstraße bis zur Kreuzung Unter den Linden vom 13. Juli 2012 bis 16. Juli 2013 gesperrt. Passieren können hier nur noch Fußgänger. Auch die Buslinie 147 wird umgeleitet, was die Fahrzeit nach Berechnungen der BVG durchschnittlich um etwa zehn Minuten verlängert.

Im U-Bahnhof Friedrichstraße, auf dessen südlichen Treppenanlagen sich schon jetzt oft die Massen drängen, baut die BVG parallel zur vorhandenen Anlage eine zusätzliche Treppe vom Bahnsteig zur südlichen Vorhalle ein. Die Anlage soll am 22. August fertig sein. Sie kann erst gebaut werden, wenn die Strecke unterbrochen ist.

Für die Informationskampagne gibt die BVG rund 50 000 Euro aus

Weil danach noch die Stellwerkstechnik angepasst, Gleisanlagen umgebaut und die Kabel neu verbunden werden müssen, führt die Sperrung zunächst auch noch zu einem mehrmaligen Umsteigen. Bis zum 21. August fahren die Züge aus Alt-Tegel nur bis zum Bahnhof Schwartzkopffstraße. Von dort geht es dann mit einem Pendelzug weiter zur Friedrichstraße. Die Züge fahren hier tagsüber nur alle zwölf Minuten. Auf dem Südabschnitt enden die Züge zunächst bereits am Bahnhof Hallesches Tor. Weiter zur Französischen Straße geht es dann ebenfalls mit einem Pendelzug, der hier tagsüber im Zwölf-Minuten-Abstand fährt. Irrtümlich hatten wir zunächst einen Sechs-Minuten-Abstand angegeben. Vom 22. August an entfällt dann der Pendelverkehr mit dem Umsteigezwang. Weil für Züge aus Alt-Tegel im Bahnhof Friedrichstraße der Platz für die üblichen Sechs-Wagen-Züge nicht reicht, werden im Nordabschnitt der U 6 nur Züge mit vier Wagen fahren können.

Für die Informationskampagne gibt die BVG nach Angaben ihres Marketingchefs Winfried Kramer rund 50 000 Euro aus – unter anderem für Broschüren, Infostände und Plakate. Die Wege für die Fußgänger oder zum Ersatzbus werden durch Piktogramme auf dem Boden markiert. Außerdem verteilt die BVG 30 000 „Stempelkarten.“ Wer während der Sperrung bis zum 14. November alle 17 vorgesehenen Felder der Karte auf den Bahnhöfen Friedrichstraße oder Französische Straße abstempelt, kann eine Bahnfahrt nach Hamburg gewinnen – ohne Fußmarsch dazwischen.

5000 „Wanderer“ können am 1. Juli auch nochmals durch den Tunnel der U 6 marschieren, der für den Neubau des Bahnhofs abgerissen werden muss. Gratistickets verteilt die BVG am Sonntag um 9.30 Uhr, 11.30 Uhr und 13.30 Uhr an der Ecke Friedrich-/Georgenstraße. Aber nur, so lange der Vorrat reicht. Zum „Tunneltag“ haben auch rund 40 Geschäfte im Umfeld von 13 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, was die Interessengemeinschaft Friedrichstraße, die den U-Bahn-Bau weiter für sinnlos hält, etwas mit dem Projekt versöhnt. Dazu bei trägt auch, dass die vier Bauzäune zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor besonders gestaltet sind.

2019 sollen die ersten Züge auf der U 5 von Hönow bis zum Hauptbahnhof fahren. Projektleiter Jörg Seegers ist optimistisch. Man sei im Zeitplan, sagte Seegers am Montag zum Stand der im März begonnenen Arbeiten.

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