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Wolfgang Thierse darf nun nicht mehr mitwählen.

© Kai-Uwe Heinrich

Wahl des Bundespräsidenten: Abstimmungsfehler kostet Thierse Platz in Bundesversammlung

Trotz Anleitung stimmte ein Sozialdemokrat falsch ab. Der Fehler kostet die SPD eine Stimme bei der Wahl des Bundespräsidenten. Statt Thierse darf nun die Grüne Monika Herrmann wählen.

Von Sabine Beikler

Der bayerische Kabarettist Günter Grünwald sprach einmal ironisch von Menschen, die einen "Deppenmagneten" trügen. Diese Plakette muss sich seit Donnerstag die SPD anheften, besser ein Genosse. Er oder sie hat falsch gestimmt. Deshalb kann Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse den Bundespräsidenten nicht mitwählen, dafür aber die grüne Bürgermeisterin Monika Herrmann. Was war passiert?

Jede Fraktion hatte für die Wahl der 26 Berliner Mitglieder zur Bundesversammlung eine eigene Liste vorgeschlagen. Die SPD sieben, die CDU fünf, Linke, Grüne und AfD je vier und die FDP zwei Mitglieder. Man verständigte sich darauf, dass Einzellisten abgestimmt werden. Wer also grüne, linke, SPD-Kandidaten usw. wählen wollte, musste unter der jeweiligen Liste ein Kreuz setzen.

Auch farbige Zettel und eine Wahlanleitung halfen nicht

Die Sozialdemokraten hatten extra rosa Zettel mit einer Wahlanleitung ausgeteilt. Nach der Wahl kam dann das Ergebnis: Ein Genosse hatte gleich mehrere Kreuze gesetzt, auch unter den Listen von Linken und Grünen. Nach dem D’Hondt-Verfahren verlor daraufhin die SPD ihren siebten Listenplatz für Wolfgang Thierse. Grüne und Linke losten, wer den Platz bekommt. Die Grünen gewannen, und so darf "Ersatzfrau" Monika Herrmann auf Grünen-Listenplatz fünf wählen. Die SPD ärgert sich und ist "peinlich berührt", wie ein Spitzenmann sagte. Auch bei der CDU gab es Probleme: Ein Abgeordneter "vergaß" die Wahl, ein anderer machte seinen Zettel ungültig. Dafür erhielt die AfD-Liste 26 Stimmen. 24 Abgeordnete hat die Fraktion plus einen fraktionslosen AfD-Mann. Bleibt noch eine Stimme zusätzlich. Die CDU beteuert, sie sei es nicht gewesen. Von den 31 Abgeordneten hätten 28 gewählt – und alle für die CDU-Liste gestimmt. Wer war’s?

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