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Berlin: Walter Proske: Geb. 1911

Er war ein kleiner Mann, nicht einmal 1 Meter 60 Meter groß. Erst das Gewand des katholischen Priesters machte Walter Proske zu einer unübersehbaren Erscheinung.

Er war ein kleiner Mann, nicht einmal 1 Meter 60 Meter groß. Erst das Gewand des katholischen Priesters machte Walter Proske zu einer unübersehbaren Erscheinung. 1911 im Wedding als Sohn eines Straßenbahnkontrolleurs geboren, schloss er sich früh der katholischen Jugendbewegung Neudeutschland an. "Der Gemeindepfarrer Marx hat ihn dazu angestiftet, selbst Pfarrer zu werden", sagt sein Neffe, Gerhard Proske.

Anfang der dreißiger Jahre studiert Walter Proske in Breslau Theologie. Fünf Jahre später wird er zum Priester geweiht. Ein Leben mit häufigen Umzügen und wechselnden Gemeinden beginnt. Über viele Jahre bleibt Proske Kaplan. Er fängt seine Arbeit als Seelsorger in Hennigsdorf an, zieht danach weiter nach Bernau, Stralsund und Königs Wusterhausen, von wo er zuerst nach Bestensee und später nach Schöneiche ging.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Geistliche auch als Soldatenpfarrer eingesetzt. "Eine Zeit", sagt sein Neffe, "über die er nie was erzählt hat. Nur das Foto in meinem Album, auf dem Onkel Walter zusammen mit Soldaten zu sehen ist, erinnert daran." Nach dem Krieg wird die Familie auseinander gerissen. Walter Proske und sein älterer Bruder Herbert bleiben im Ostteil der Stadt. Die einzige Schwester, Trude, lebt in West-Berlin.

1950 bekommt Walter Proske seine erste eigene Pfarrei und wird Pfarrer von Maria Himmelfahrt in Hoppenwalde. 15 Jahre bleibt er dort, kümmert sich um die Seelen der Menschen und baut die Kirche um. "Er hatte sehr gute Kontakte zur Ost-CDU und zu den Oberen der DDR", sagt Gerhard Proske. "Deshalb bekam er auch die Erlaubnis zum Kirchbau." Ein seltenes Privileg im Arbeiter-und-Bauern-Staat. Tatsächlich ist der Neubau der Katholischen Kirche St. Johannes in Berlin-Johannisthal eine große Ausnahme. In den Bau der Kirche fließt Walter Proskes Herzblut. "Später", sagt sein Neffe, "glaubten viele Bekannte und Freunde, im Grunde habe mein Onkel seinen Beruf verfehlt. Baumeister hätte er werden sollen."

Walter Proske selbst sah das anders. Der Glauben war ein fester und unverrückbarer Bestandteil seines Lebens. Zudem genoss er als Pfarrer auch im Ostteil der Stadt einen gewissen Freiraum. Trotz der offensichtlichen Privilegien zog der Geistliche 1977, sofort nach seiner Pensionierung, in den Westen. Weil seine Rente dort wesentlich höher war, sagt Gerhard Proske. "Er wollte seine alleinerziehende Haushälterin und deren drei Kinder besser unterstützen können." Über viele Jahre war er für die Kinder, deren leiblicher Vater im Krieg gefallen war, so etwas wie der Ersatzvater. Er half bei den Hausaufgaben, spielte mit den Kindern und griff auch sonst der Familie, wo es ging, unter die Arme.

Doch ganz allein das Geld war es nicht, das Proske in den Westen zog. Die beiden alleinstehenden Geschwister Trude und Walter wollten den Lebensabend gemeinsam verbringen. Bis in die achtziger Jahre hinein wohnten sie, als Nachbarn, am Nollendorfplatz. Der Pfarrer in Rente machte sich in der St. Matthias Gemeinde als Aushilfe nützlich. Doch das war ihm nicht genug. "Er fühlte sich nicht wirklich wohl in West-Berlin, er vermisste seine Freunde und Bekannten, vor allem vermisste er das Leben in seiner eigenen Gemeinde", sagt Gerhard Proske. "Mit seiner Lebensleistung war er aber zufrieden", fügt der Neffe noch hinzu.

Schließlich begannen gesundheitliche Probleme. Ein Herzleiden machte Walter Proske so schwer zu schaffen, dass er 1995 in das Pflege- und Seniorenheim Haus "Lietzenburg" zog. Gezeichnet von der Krankheit, zu einer komplizierten Herzoperation kam am Ende noch ein Oberschenkelhalsbruch, verbrachte er dort seine letzten Jahre. Im St. Gertrauden-Krankenhaus ist er vor wenigen Wochen gestorben. ue

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