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BBI-Flugrouten: Wannsee muss noch um Ruhe bangen

Nach turbulenten Monaten liegt im Streit um die BBI-Flugrouten jetzt ein Kompromissvorschlag vor. Lichterfelde bleibt verschont, Kleinmachnow jubelt, Werder hofft – und Wannsee muss noch bangen.

Sieben Monate wurde diskutiert und demonstriert. Am Montag hat die Fluglärmkommission nun Routen für die Starts am künftigen Flughafen in Schönefeld beschlossen, die sie jetzt der Deutschen Flugsicherung (DFS) zur Entscheidung vorlegen wird. Die Kommission selbst kann die Routen nicht festlegen; sie berät die Flugsicherung.

Nach den Empfehlungen der Fluglärmkommission wird Lichtenrade nicht überflogen, weil die Piloten nach dem Abheben von der Nordbahn bei Starts Richtung Westen geradeaus fliegen sollen. Ursprünglich wollte die DFS die Flugzeuge nach Norden abknicken lassen, wodurch sie über Lichtenrade gedonnert wären. Auch Lichterfelde, Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf werden verschont. Mit dieser Regelung zeigte sich Simon Lietzmann, Organisator der wöchentlichen Proteste gegen die Flugrouten, soweit zufrieden. Dennoch wollten die Flugroutengegner weiter protestieren, bis auch bei den anderen Routen die jeweiligen Regionen nicht mehr von Lärm betroffen sind, sagte er am Abend bei der Demonstration in Lichtenrade.

Starten die Flugzeuge von der Südbahn nach Westen, sollen sie um 15 Grad oder mehr abknicken, um ein Überfliegen von Blankenfeld-Mahlow im südlichen Bereich zu verhindern, das beim Geradeausflug von der Nordbahn aber überflogen wird. So war es auch in den Genehmigungsunterlagen eingezeichnet.

Gegen das Abknicken von der Südbahn wehrt sich aber eine Initiative aus Rangsdorf, weil die Maschinen dann dicht am Vogelschutzgebiet Rangsdorfer See vorbeifliegen. Die Initiative bereitet eine Beschwerde bei der EU-Kommission vor, weil der Naturschutz missachtet werde. Zudem sei die Gefahr eines Vogelschlags besonders groß.

Bei Starts gen Osten von der Südbahn empfiehlt die Fluglärmkommission das scharfe Abknicken Richtung Süden gleich nach dem Start. So würde das Zentrum von Zeuthen nicht überflogen. Während der Chef der Flugsicherung in Berlin, Hans Niebergall, es für möglich hält, dass 98 Prozent aller Maschinen diese Kurve fliegen können, gibt es bei Piloten und Bürgern in Zeuthen Zweifel, dass es allen Piloten gelingen wird, diese Route so zu nehmen, dass Zeuthen vom Krach am Himmel verschont wird. Die dortige Bürgerinitiative fordert deshalb, dass auch von der Südbahn zunächst geradeaus geflogen wird, wie es bei der Nordbahn vorgesehen ist. Die Fluglärmkommission will die Geradeausflüge aber nur für die Maschinen zulassen, die weiter Richtung Osten fliegen oder die die scharfe Kurve nicht schaffen.

Geradeausflüge wären grundsätzlich mit einem Abweichen von internationalen Vorschriften verbunden, was nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich wäre. Die Regeln sehen vor, dass die Piloten bei parallelen Starts sofort in einem Winkel von 15 Grad voneinander abknicken, um sich nicht gegenseitig zu gefährden. Für eine Ausnahmeregelung lässt die Fluglärmkommission nun von unabhängigen Sachverständigen die erforderliche Sicherheitsprüfung erstellen, die nach Angaben von Flughafenchef Rainer Schwarz von der Flughafengesellschaft finanziert wird.

Die vorgeschlagenen Routen beziehen sich nur auf den Startbereich. Nicht festgelegt hat die Kommission, wann die Piloten die Routen verlassen dürfen. So ist weiter unklar, ob Flugzeuge, die nach Westen starten und Kurs gen Norden nehmen, früh abbiegen und dann Wannsee überfliegen oder den Knick erst später machen, wenn sie auch Potsdam im Süden passiert haben. Dies solle auf der nächsten Sitzung der Kommission am 11. April geklärt werden, kündigte die Vorsitzende Kathrin Schneider an.

Dann werde weiter über die Anflugrouten diskutiert, für die die Flugsicherung verbesserte Vorschläge gemacht hat. In den Spitzenzeiten, wenn die Piloten Schleifen fliegen müssen, um in kurzen Abständen landen zu können, sollen die Flugzeuge nach den Plänen der Flugsicherung weder Berlin noch Potsdam überqueren, sondern von Norden kommend westlich von Potsdam fliegen. Profitieren würden auch Werder und die Havelseen-Bewohner, sagte Niebergall. Bei weniger Verkehr können Berlin und Potsdam dagegen überflogen werden – wie bereits heute.

Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) ist vorsichtig: „Bei Ostwind haben wir bis zu 250 Flugzeuge täglich über unseren Köpfen zu befürchten.“ Niebergall, habe ihm jedoch zugesichert, dass auch bei den Anflügen noch Verbesserungen möglich seien. Laut Vorschlag des Landkreises Potsdam-Mittelmark sollen die westlichen Anflugkorridore bis hinter den Berliner Ring verschoben werden, um Potsdam und die Region Havelseen zu schonen. „Damit wäre die Region komplett entlastet“, sagte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD). „Es gilt dann geradeaus und außenrum – statt oben drüber.“ mit ldg/tor/ecp

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