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Tempelhofer Visionen. Diese Simulationen haben die Architektenbüros Gross.Max und Sutherland Hussey erstellt. Zwischen den beiden alten Landebahnen ist der 60 Meter hohe Kletterfelsen zu erkennen. Auch um ihn wird diskutiert.

© Gross.Max

Was soll aus dem Flugfeld werden?: Hitziger Streit um die Tempelhofer Freiheit

Nach dem IGA-Umzug wird der geplante Umbau des Tempelhofer Feldes in eine Parklandschaft diskutiert. Einige Verbände sprechen sich gegen eine Entwicklung des Geländes aus. Viele Nutzer sehen in mehr Grün aber auch Vorteile.

Die Debatte um die Entwicklung des früheren Airport-Areals in Tempelhof droht, wichtige und kostensparende Investitionen auf der Freifläche zu verhindern. Denn nach der Verlegung der hier ursprünglich geplanten Internationalen Gartenschau (IGA) nach Marzahn greifen Initiativen und Meinungsführer nun auch die Pläne für die geplante Parklandschaft an. Dabei dienen die hierbei vorgesehenen Investitionen überwiegend einem Ziel: die Millionenkosten für den Betrieb des Volksparks in den Griff zu bekommen – und das Stadtklima zu verbessern.

Schon heute kostet die Bewirtschaftung des Parks nach Angaben des Chefs der dafür zuständigen Grün Berlin, Christoph Schmidt, „drei bis vier Millionen Euro jährlich“. Ein großer Teil dieses Geldes fließt in die Versorgung des Areals mit Strom und Wasser. Allein die Abwassergebühren belaufen sich jährlich auf 500 000 Euro – Tendenz steigend. Diese Kosten könnte man sich sparen, durch die Anlage eines Wasserbeckens. Das dort aufgefangene Regenwasser müsste nicht teuer entsorgt werden und könnte auch zur Bewässerung des Areals dienen. Der Bau des Beckens soll nach der Pflanzung von 150 Bäumen beginnen. Doch es regt sich Widerstand.

Eine weitere Idee: In einem großen Becken kann der Regen gespeichert werden – die Bewässerungskosten könnten so verringert und das Klima verbessert werden.
Eine weitere Idee: In einem großen Becken kann der Regen gespeichert werden – die Bewässerungskosten könnten so verringert und das Klima verbessert werden.

© Gross.Max

Neben der Bürgerinitiative „100% Tempelhofer Feld“ spricht sich auch die Stiftung Zukunft Berlin gegen eine Entwicklung des früheren Flugfeldes aus. Im Abgeordnetenhaus sollen die Pläne für Tempelhof in dieser Woche auf die Agenda des Stadtentwicklungsausschusses. Wird mit der politischen Auseinandersetzung um die Zukunft der Freifläche die Bewirtschaftung des Feldes grundsätzlich infrage gestellt?

Beschlossen ist die Bepflanzung des Areals mit 150 Bäumen. Überwachen soll diese Arbeiten eine auf Bauleitung spezialisierte Firma. Diese wird von der Grün Berlin zurzeit gesucht. „Das gesuchte Büro soll ausschließlich die Beschaffung und Pflanzung der Bäume begleiten“, sagt Petra Rohland, Sprecherin bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Zwar würden in der Ausschreibung auch „optionale“ weitere Aufgaben in Aussicht gestellt. Eine rechtliche Verpflichtung resultiert daraus nicht.

Dies bestätigt auch Schmidt von der Grün Berlin. Allerdings macht er auch keinen Hehl daraus, dass er die weiteren Bausteine zur Entwicklung des Tempelhofer Feldes in eine „Parklandschaft“ nach Plänen der Landschaftsarchitekten Gross.Max und Sutherland Hussey Architekten für „ökologisch und ökonomisch“ wichtig hält. „Das geplante Becken am Rande des Vorfeldes spart uns Kosten und hat durch das verdunstende Wasser außerdem einen wohltuenden Einfluss auf das Stadtklima“, so Schmidt.

Denn der Asphalt heizt sich im Sommer ordentlich auf – am Rande des Beckens wäre für Abkühlung gesorgt. Danach sehnen sich die Besucher auch. Befragungen der Nutzer sollen ergeben haben, dass Schatten, Wasser, Spielplätze sowie gastronomische Versorgung die am häufigsten genannten Wünsche sind. Dies würde laut Schmidt das Feld auch für Anwohner attraktiv machen, die nicht nur zum Skaten und Joggen herkommen, oder auch für ältere Berliner, die auf der Hälfte des knapp zwei Kilometer weiten Runds im Schatten eines Baumes den Picknickkorb auspacken wollen.

Ein Streitpunkt bleibt dagegen der „Felsen“, den die Architekten mitten in das Feld eingeplant hatten. „Darüber kann man natürlich diskutieren“, sagt Schmidt. Andererseits bräuchten die Stadtteilinitiativen, die Pioniere mit ihren Gärten und die anderen Projekte einen Treffpunkt und Versammlungsraum. Das hätten auch die Erfahrungen im Park am Gleisdreieck gezeigt. Dort wurde ein altes Stellwerk der Bahn saniert und für diese Zwecke hergerichtet. Genau diese Funktion soll der innen hohle Kletterfelsen erfüllen: Der Innenraum kann Quartiersräten, Kiezinitiativen oder auch Sportgruppen und Veranstaltern zur Nutzung angeboten werden.

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