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Abgesperrt. So soll es am Tiergarten nur zu bestimmten Events aussehen.

© Kai-Uwe Heinrich

Wegen Gefahr von Terroranschlägen: Großer Tiergarten in Berlin soll eingezäunt werden

Für den Großen Tiergarten gibt es offenbar ein neues Sicherheitskonzept: Der wichtigste Park der Stadt soll umfriedet werden, fordern jedenfalls Sicherheitsexperten. Aber kann dann noch gefeiert werden? Umso mehr, meint der Bezirk. Der Senat reagiert hingegen skeptisch.

Wenn schon Zaun, dann gusseisern und Jugendstil! Die Berliner Ästheten werden höchste Ansprüche stellen, wenn der größte und mit Abstand kulturhistorisch wichtigste Park der Stadt hinter Gitter gebracht werden soll. Im Grabe umdrehen dürfte sich der Alte Fritz. Er ließ einst den Zaun niederreißen, den seine Vorfahren aufgestellt hatten, um das Jagdwild im königlichen Revier „Großer Thiergarten“ bequemer erlegen zu können.

Schluss mit dem Geplauder, die Lage ist ernst. Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) hat „Geheimpläne“ bestätigt, nach denen der 210 Hektar große Tiergarten mit einem festen Zaun umfriedet werden soll. Grund ist die Gefahr von Terroranschlägen. Spallek befürchtet, ohne einen Zaun werde es aus Sicherheitsgründen auf der Straße des 17. Juni bald keine Großveranstaltungen mehr geben können. Keine Fanmeile mehr, keine Silvesterparty, kein Marathon, kein etc. Dann lieber das kleinere Übel akzeptieren. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung kenne die Pläne seit rund einer Woche, sagt Sprecherin Petra Rohland. „Wir sind dabei, das zu bewerten. Es gibt eine gewisse Skepsis.“

Temporäre Zäune gibt es am Großen Tiergarten seit 2003. Damals wollten die Love-Parade-Veranstalter den illegalen Getränkehandel erschweren. Bei den späteren Fanmeilen wurden dann Taschen auf Drogen und Waffen kontrolliert. Knapp fünf Kilometer lang war der Bauzaun, eine sechsstellige Investition. Ein fester Zaun, sagt Spallek, würde mindestens siebenstellig zu Buche schlagen. Weil der Finanzsenator so viele Nullen sofort streichen würde, haben sich die Zaunplaner einen Trick ausgedacht: GRW-Mittel.

GRW steht für „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ und bedeutet: Das Geld kommt aus Brüssel und vom Bund. Berlin zahlt nur zehn Prozent.

Wäre die Geldfrage schon mal geklärt. Aber was sagen die Denkmalpfleger? Die prüfen noch. Und die Naturschützer? Der Naturschutzbund ist nicht grundsätzlich gegen einen Zaun. Geschäftsführerin Anja Sorges verweist auf die vielen Trampelpfade im Park. Ein Zaun würde die Leute davon abhalten, wertvolle Pflanzenarten kaputtzutreten.

Der Zaun ist nur Teil eines großen Tiergarten-Infrastruktur-Ertüchtigungskonzeptes, an dem eine Arbeitsgruppe seit Monaten tüftelt. Neue Strom- und Wasseranschlüsse sollen gelegt, eine Lautsprecheranlage installiert, die Laternen gegen Stromausfall gesichert und Rettungswege ausgewiesen werden. Rund 14 Millionen Euro würde das kosten, aber auf der Wunschliste der Sicherheitsexperten steht noch mehr. Die Mobilfunkversorgung sollte aufgerüstet werden, um Warn-SMS verschicken zu können. Dadurch wäre auch gesichert, dass Handy-Fotos nicht die Funkserver verstopfen.

Nach Medienberichten würde die Partyaufrüstung des Tiergartens insgesamt 42 Millionen Euro kosten. Peanuts im Vergleich zu den Geldmengen, die 20 Millionen Touristen im Jahr in die Stadt schleppen. Naturschützerin Sorges ist wegen der hohen Summe aber schon etwas entsetzt. Das viele Geld dürfe nicht als Argument für zusätzliche Veranstaltungen auf der Straße des 17. Juni herhalten.

Der Zaun wäre auch ein Vorwand, den Park nachts zu schließen oder Eintrittsgelder zu kassieren. Solche Überlegungen weist Carsten Spallek aber weit von sich.

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