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Berlin: „Wenn er drehte, lebte er auf“ Seine Wegbegleiter würdigen Horst Buchholz als Freund, Schauspieler und großen Geschichtenerzähler

An die eine gemeinsame Tour mit Horst Buchholz erinnert sich Tim Tremper besonders gerne. „Eines Tages sagte Horst zu mir: Komm, wir fahren jetzt mit dem 129er, so lernt man seine Stadt am besten kennen.

An die eine gemeinsame Tour mit Horst Buchholz erinnert sich Tim Tremper besonders gerne. „Eines Tages sagte Horst zu mir: Komm, wir fahren jetzt mit dem 129er, so lernt man seine Stadt am besten kennen.“ Der Schauspieler und der junge Mann, der frisch aus München nach Berlin gezogen war, setzten sich ins Oberdeck des Busses und fuhren einmal bis zur Endstation und zurück. „Dabei erzählte er eine Geschichte nach der anderen, und man merkte, wie sehr er seine Stadt liebt“, sagt der 36-jährige Tremper, der sich inzwischen einen Namen als Filmproduzent gemacht hat. So hat er einen der letzten Kinofilme produziert, in denen Horst Buchholz zu sehen ist: Die Trash-Komödie „Detective Lovelorn“ von Regisseur Thomas Frick, die im Januar in die Kinos kam.

Buchholz war für Tim Tremper ein alter Freund der Familie. Sein Vater Will hatte das Buch zu „Die Halbstarken“ geschrieben, mit dessen Verfilmung Horst Buchholz der Durchbruch gelang. Der kleine Tim war sieben, als Buchholz das erste Mal zu Besuch kam. „Durch die Tür trat ein Westernheld“, erinnert sich Tremper. Kurz zuvor hatte er „Die Glorreichen Sieben“ gesehen. Der Junge liebte die Geschichten aus Hollywood, die Buchholz zu erzählen wusste, von Brooke Shields, Lou Gosset Jr., Yul Brunner und all den anderen Stars. Am besten gefiel ihm damals die eine Geschichte: Hotte drehte in Arizona und besuchte den Grand Canyon mit dem Auto. Er fuhr zu schnell und wurde sehr unfreundlich von einem Polizisten angehalten. Als der Beamte erkannte, wen er da gestoppt hatte, zerriss er seinen Strafzettel und wünschte Horst Buchholz eine gute Fahrt.

So charmant und unterhaltsam Buchholz in guten Zeiten war, so einsam und traurig konnte er sein, wenn er nicht filmte, erinnert sich Tim Tremper. „Er hatte keine Hobbies, lebte in einer spartanisch eingerichteten Wohnung – aber wenn er drehte, dann lebte er richtig auf.“

Den wohl letzten Film mit Horst Buchholz hat Bernd Fischerauer gedreht: Den Fernsehdreiteiler „In der Mitte eines Lebens“, der erstmals über Ostern im ZDF läuft. Der Regisseur erinnert sich bewegt daran, wie professionell Buchholz bis zum Schluss arbeitete, auch als er schon sichtlich geschwächt war. „Eines Tages war er morgens vor Drehbeginn gefallen und hatte sich den Arm gebrochen“, erzählt Fischerauer. Aber statt zum Arzt zu gehen und sich den Bruch gipsen zu lassen, bestand der Schauspieler darauf zu drehen: „Er sagte, der Beruf geht vor, und ich habe keine Schmerzen zu haben.“ Danach spielte Buchholz so konzentriert und fröhlich, als sei nichts passiert. Erst nach dem Dreh ließ er den Arm eingipsen. Als Fischerauer vorgestern von Buchholz’ Tod erfuhr, musste er an die Szene denken, in der Buchholz im Film sehr ruhig und würdevoll stirbt: „Ich bin dankbar, dass ich einem so großen Schauspieler beim Sterben zusehen durfte – wenn es auch nur gespielt war“.

Schauspieler Günter Pfitzmann trauerte gestern um einen „echten Kumpel“: „Er war ein talentierter Schauspieler, aber er war auch ein Filou“, sagte der 78-Jährige. „Ich war ja früher auch verrückt, bin dann aber doch in den soliden Hafen der Ehe eingefahren und wurde ruhiger. Hotte aber blieb ein bunter Vogel, da war für ein normales Familienleben kein Platz mehr.“ In den letzten Jahren hatte sich Pfitzmann immer größere Sorgen um Buchholz gemacht, sagt er. „Er wirkte zunehmend geschwächt. Wenn ich ihn darauf ansprach, wich er aber immer aus und meinte, ihm ginge es schon gut."

Für Udo Lindenberg gehört Buchholz „zu den Stars, die niemals untergehen“. Der Schauspieler, der bei Lindenbergs neuem Multimedia-Projekt „Atlantic Affairs“ mitgespielt hatte, war „immer ein großes Idol für mich“. Klaus Wowereit würdigte Buchholz als einen „ganz großen Schauspieler“, den das Publikum wie nur wenige verehrt habe. In einem Brief an Buchholz’ Witwe Myriam Bru, die in Paris lebt, schreibt der Regierende Bürgermeister, die Berliner hätten die Nachricht von seinem Tod mit großer Bestürzung zur Kenntnis genommen.

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