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Keine schöne Mischung: Grünanlagen und umgeworfene Müllcontainern.

© Annette Kögel

Ostern im Park: Wenn vor lauter Müll das Grün verschwindet

Berge von Grillgut, leeren Weinflaschen und Verpackungen finden sich am Osterwochenende in zahlreichen Berliner Parks. Viel Ärger für die Anwohner – und viel Arbeit für die Mitarbeiter der Natur- und Umweltämter der Bezirke.

„Die Berge, eine Katastrophe“, sagt Berlin-Besucher Tristan Bertin aus Montbéliard in Frankreich. Den Ausflug im Görlitzer Park werden der Zwölfjährige und seine Eltern nicht in bester Erinnerung behalten. Berge von Grillgut, leeren Weinflaschen und Eisverpackungen finden sich nach dem langen Osterwochenende in zahlreichen Berliner Parks. Viel Ärger für die Anwohner – und viel Arbeit für die Mitarbeiter der Natur- und Umweltämter der Bezirke, die dutzende Tonnen Grillmüll entsorgen müssen.

So ist etwa der Mauerpark zwischen Prenzlauer Berg und Wedding am Montagmorgen übersät von gebrauchten Billig- Grills, die sich mit dem übrigen Müll rund um die Abfallcontainer türmen – es sieht ein wenig so aus, als hätten hier Künstler mahnende Collagen zum Thema Wegwerfgesellschaft geschaffen. Der gerade gestartete Modellversuch zu unterirdischen großvolumigen Müllcontainern hat bisher noch keinen durchschlagenden Erfolg gebracht. „Ich würde das Grillen verbieten“, sagt eine Rentnerin, die ihren Hund zwischen den Müllbergen spazieren führt. Der Meinung schließt sich die Mehrheit der Tagesspiegel-Leser an, die beim Pro & Contra zu einem Grillverbot im Tiergarten zu 90 Prozent mit „Ja“ stimmten. Im Internet waren 58 Prozent der User dafür, 29 Prozent votierten zugunsten schärferer Sanktionen für ignorante Parkbesucher. Auch im Tiergarten stapeln sich Müllsäcke an den Papierkörben – immerhin haben Ausflügler und Griller sie dorthin geschleppt.

Selbst im Volkspark Friedrichshain hat die bio-, trend- und sonst wie bewusste Nutzerschaft aus den umliegenden Szenestadtteilen ein Öko-Desaster hinterlassen. Weite Teile der Liegewiesen sind übersät mit verschmierten Papptellern, klebrigen Plastikbechern und siffigen Einkaufstüten. Müllkörbe versinken unter Bergen von Abfall. Einer der Behälter ist in der Nacht in Brand geraten; vermutlich, weil jemand Glut hineingekippt hat. Zum Gestank der verkohlten Reste mischt sich Fäkalgeruch aus Gebüschen. Schlaffe Luftballons hängen in den zart begrünten Zweigen. Die ganz spezielle Art der Grün-Privatisierung geht am Montag ohne Pause weiter: Ein Mann mit Rainer-Langhans-Haaren schrammt mit Biertischen über die von Einweggrills verbrannte Grasnarbe. Unweit davon stochert ein Pfandsammler in den Grillresten. In vielen Parks haben Pfandflaschen-Verwerter mit Einkaufsrollis Leergut großflächig abgeräumt.

Auch im sonst oft erstaunlich sauberen Tempelhofer Park haben die Krähen am Montag große Auswahl: Überall liegen Einwickelpapiere und Reste von Grillpartys. Es sind keine Müllberge, aber im kurzen Gras fällt auch kleinteiliger Dreck auf. Während manche Mülleimer vor den Eingängen überquellen, ist in den getrennten Containern für Abfälle und Verpackungen noch Platz. Und auf der Nordseite, in der Nähe der Sehitlik-Moschee, sind zwei Mann im Kleinlaster unterwegs und sammeln per Greifer das Gröbste zusammen.

Im Görlitzer Park schüttelt eine Türkin mit Kopftuch den Kopf angesichts umgestoßener, verkokelter Großcontainer. Ein junger gepiercter Cafémitarbeiter ärgert sich über die vielen verantwortungslosen Parkbesucher – und klebt mit schwarzem Klebeband freiwillig blaue große Abfallsäcke an die Mülleimer. Wenigstens die werden genutzt. (ling/obs/Ha/lvt/kög)

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