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Gefahr herrenloses Gepäckstück. Manchmal führt es zu weiträumigen Absperrungen, manchmal nicht

© dpa

Herrenloses Gepäckstück: Wie reagiert die Bahn im Notfall?

Was macht die Deutsche Bahn in Notfallsituationen? Unsere Leserin Melanie Berg hat am Bahnhof Friedrichstraße schlechte Erfahrungen gemacht. Als sie ein herrenloses Gepäckstück fand, konnte ihr niemand helfen.

Von Katrin Schulze

Wie gehe ich nur mit einem herrenlosen Gepäckstück um? Diese Frage stellte sich auch Melanie Berg, als sie am Montag im Bahnhof Friedrichstraße auf einen schwarzen Rucksack stieß, dessen Besitzer sie einfach nicht ausmachen konnte. "Man weiß ja nicht, was da drin ist", sagt die Frau aus Bötzow. "Und in diesen Zeiten muss man ja vorsichtig sein." Also machte sie sich auf zum nächsten Reisezentrum der Deutschen Bahn, um den Vorfall zu melden. Doch offenbar weiß auch die Bahn in Zeiten, in denen überall und ständig von Terrorwarnungen zu hören ist, nicht so ganz, wie sie in so einem Fall zu reagieren hat. Denn was Berg nach ihrem Fund erlebte, geriet zur Farce.

Anstatt das potenzielle Gefahrenstück sofort der Polizei zu melden, habe man sie zu einer anderen Stelle geschickt. "Die Mitarbeiter am Schalter sagten, dass ich mit dem Rucksack zum nächsten Service Punkt gehen soll", erzählt Berg. "Sogar eine genaue Wegbeschreibung haben sie mir mitgegeben." Aber war das wirklich der richtige Weg? Frank Spitzer von der Polizei-Beschwerdestelle glaubt das nicht. "Viel schlechter hätte die Bahn kaum handeln können", sagt er. "Sie wäre verpflichtet gewesen, sofort die Polizei zu rufen. Die weiß, was zu tun ist." Dass es sich hierbei tatsächlich um einen Notfall handeln könnte, daran glaubte das Personal wohl nicht. Dabei sorgten sich im Laufe der Zeit mehr Kunden um den Inhalt des ominösen Rucksacks.

Und auch von Seiten der Bahn heißt es nun, dass im Normalfall "herrenlose Gepäckstücke umgehend der Bundespolizei gemeldet werden". Zudem würden regelmäßige Sicherheitsansagen die Kunden der DB darauf hinweisen, ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt zu lassen, sagte eine Sprecherin. Im Fall von Melanie Berg wurde die Polizei am Montag offenbar nicht unverzüglich informiert - es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis es das Gepäckstück zum richtigen Ort geschafft hatte. Von einer "Odyssee durch den Bahnhof" spricht Berg. Und deshalb hat sie sich nach Anraten der Polizei, die aufgrund der Angelegenheit erhöhten Auswertungs- und Aufklärungsbedarf aufseiten der Bahn erkannte, per Telefon, E-Mail und Post an verschiedene Stellen der Bahn gewandt. Eine Antwort bekam sie bisher nicht.

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