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Fahrradstadt Münster. Hier wird nicht nur in Fahrradständer investiert. Auf sieben Grünschneisen führt der Radverkehr seit Jahrzehnten von der Stadt in das Umland. Foto: dpa

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Berlin: Wo Kommunen ein großes Rad drehen

Städte wie London und New York haben erkannt, wie wichtig das Fahrrad ist.

Der Oberbürgermeister von Münster, Markus Lewe (CDU), bewältigt fast jeden Dienstweg mit dem Rad. Selbst in der Nacht und bei vereisten Radwegen. Er steht einer Stadt vor, die als Deutschlands Fahrradhauptstadt gilt. Hier werden knapp 40 Prozent des Verkehrs mit dem Rad erledigt, im Bundesdurchschnitt sind es zehn Prozent. Und trotzdem ist sich Lewe sicher: „Am Anfang steht die Entscheidung des Bürgers, aufs Fahrrad umzusteigen.“

Beim 3. Nationalen Radverkehrskongress in Münster diskutierten bis Dienstag Experten die Frage, wie noch mehr Verkehr auf das umweltfreundliche Fahrrad umgelenkt werden kann. Metropolen wie New York und London haben längst erkannt, dass Autos und Radler im krassen Missverhältnis stehen. Eine Vertreterin des New Yorker Stadtamtes für Transport schilderte in Münster eindrucksvoll, wie wichtig der Radverkehr für die Riesenmetropole inzwischen geworden ist. Und Londons Bürgermeister Boris Johnson hat gerade erst einen Zehn-Jahres-Plan mit einer Milliardeninvestition für den Radverkehr angekündigt.

Die Motive der schillernden Persönlichkeit Johnson sind allerdings andere als die von Bürgermeistern in deutschen Kommunen. London erstickt im Autoverkehr. Dieses Problem ist in deutschen Städten nicht ganz so krass; hierzulande geht es vor allem um den Umweltschutz. Doch in den Kommunen herrscht meist Finanznot. Trotzdem soll mit dem Nationalen Radverkehrsplan 2020, der in Münster diskutiert wird, ein Trend umgekehrt werden.

René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) erklärt das so: „Der Plan will den Kommunen und Ländern aufzeigen, wie sie den Radverkehr fördern können und welche positiven Wirkungen dies hat.“ Bisher sei es so gewesen, dass die Menschen erst verstärkt auf das Rad umgestiegen sind und dann die benötigte Infrastruktur dafür geschaffen worden sei.

Die Infrastruktur hat Münster längst. Auf sieben Grünschneisen führt der Radverkehr seit Jahrzehnten von der Stadt in das Umland. Und in der Stadt sind die Radler auf zwei Ring-Verbindungen unterwegs. „Wer ins Rad investiert, braucht auch weniger Geld für Autostraßen“, appelliert Lewe an andere Kommunen, den Schritt zu wagen. Aber wer finanziert das? Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) kündigte in Münster an, dass sein Haus die Investitionen für den Radverkehr von 70 Millionen Euro im Haushalt auf 83 Millionen erhöhen werde. NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) aber weiß, dass den Kommunen das bundesweit nur wenig hilft. Er forderte in Münster von Ramsauer mehr Gelder aus der Autobahnmaut auch für den Radverkehr. Positiv für alle Radfahrer: Der Gast aus Berlin gab zwar keine Zusagen, widersprach aber auch nicht.

Im Rahmen des Radverkehrskongresses wurde der Deutsche Fahrradpreis 2013 an die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, die Schauspielerin Michaela May und die Stadt Soest vergeben. Die Auszeichnungen sind mit jeweils 5000 Euro dotiert und werden in den Sparten „Fahrradfreundliche Persönlichkeit“, „Alltagsmobilität“ und „Freizeit/Tourismus“ vergeben. Potsdam setzte sich mit dem Konzept eines „Fahrradkonzerts“ gegen 41 Mitbewerber durch. Die Münchnerin Michaela May habe als bekannte Persönlichkeit eine wichtige Vorbildfunktion für das Radfahren übernommen, so die Juroren. Sie sei in zahlreichen Filmproduktionen immer wieder auf dem Zweirad unterwegs. Die Stadt Soest wurde für ihren Einsatz für die Sicherheit von Radlern in der Innenstadt geehrt. In einer Einbahnstraße wurde ein Schutzstreifen für Radler angelegt. dpa

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