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Ein Anfang. In Berlin wird zwar viel gebaut - aber nicht genug für die wachsende Bevölkerung und außerdem zu teuer für die Mehrheit.

© dpa

Wohnungsmangel in Berlin verschärft sich: Kein Zimmer frei

Weil nur halb so viele Wohnungen gebaut werden wie benötigt, wächst die Wohnungsnot in Berlin. Ein neuer Report zeigt: Vor allem Wohnungen für Haushalte mit geringen Einkünften fehlen. Die Politik gerät mehr und mehr unter Druck.

Eine Einigung im Senat über die neue Förderung für den Bau preiswerten Wohnraums steht bevor. Dies sagte Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) bei der Vorstellung des Berichtes über den Wohnungsmarkt der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB). Müller ist unter Druck, denn der Report zeigt erneut, dass es vor allem an Wohnungen für Haushalte mit geringen Einkünften fehlt. Und deren Anteil steigt, denn das Bevölkerungswachstum Berlins ist laut IBB überwiegend auf den Zuzug von „jungen Menschen und Wirtschaftsflüchtlingen“ zurückzuführen.

Eine Entlastung des Wohnungsmarktes strebt Müller auch durch ein Bündnis mit den beiden großen Wohnungsverbänden an: BBU und BFW. Diese wollen sich dem Vorstand Matthias Klussmann zufolge verpflichten, jährlich 8.000 Wohnungen zu bauen. Eine Vereinbarung werde zurzeit ausgehandelt. Beim Siedlungsbau sollen die Privaten auch einen Anteil von günstigen Mietwohnungen vorsehen dafür, dass die Behörden Brachen in Bauland umwandeln. Den vom Senat gewünschten Anteil von einem Drittel aller Wohnungen lehnen die Verbände ab. Dies sei zu teuer, weil sie außerdem an den Kosten zum Bau von Straßen, Versorgungsleitungen und Kitas beteiligt seien.

Mieten durchschnittlich mehr als acht Euro je Quadratmeter nettokalt

„Mehr als 10 000 Wohnungen jährlich müssen gebaut werden, um den Druck vom Wohnungsmarkt zu nehmen“, so der Verfasser des IBB-Berichtes Daniel Hofmann vom Forschungsinstitut Gewos. Genehmigt wurde zwar zuletzt der Bau von 10 000 neuen Wohnungen, errichtet wurden allerdings nur halb so viele. Das sind viel zu wenige, denn im vorigen Jahr zogen 47 000 Menschen in die Stadt. Zwei Drittel davon kommen aus dem Ausland: aus Polen, aus Bulgarien und Spanien. Sie konkurrieren um die ohnehin schon knappen günstigen Wohnungen. Neubauten können sich diese Haushalte nicht leisten, denn die kosten mindestens zehn Euro Miete je Quadratmeter nettokalt.

Auf mittlere Sicht, den kommenden 16 Jahren, müssen rund 130 000 Wohnungen gebaut werden, denn die Bevölkerung wächst dem Bericht zufolge um 250 000 Menschen.

Weil es schon heute an Wohnraum fehlt, betragen die Mieten von freien Wohnungen im Durchschnitt mehr als acht Euro je Quadratmeter nettokalt. Das liegt deutlich über dem Mietspiegel, der nicht nur neu abgeschlossene Mietverträge berücksichtigt, sondern auch bestehende Verträge: 5,54 Euro je Quadratmeter. Eine ähnlich große Preisdifferenz zwischen Alt- und Neuverträgen hat auch der Deutsche Mieterbund festgestellt: Diese betrage „bis zu 36 Prozent“.

Der Berliner Mieterverein spricht angesichts der neuen Zahlen von einem „Versagen“ des Wohnungsmarktes. „Höchstens fünf Prozent“ der neu gebauten Wohnungen seien erschwinglich für „breite Schichten der Bevölkerung“. Ein Wohnungsbauförderprogramm sei „überfällig“. Dessen Umfang müsse 100 Millionen Euro jährlich betragen.

IBB-Chef Ulrich Kissing lobte die „stabile Wirtschaftsleistung“ in Berlin. Allerdings sei die „Wertschöpfung“ hier zu gering, um die bestehende Lücke zu anderen Ballungsgebieten wie Hamburg zu schließen.

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