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Nur von Pappe.

© dpa

Zum Gedenken an Peter Fechter: CDU-Politiker fordert Straße für Mauer-Opfer

18 Jahre war Peter Fechter alt, als er bei der Flucht aus Ost-Berlin getötet wurde. Geht es nach dem Generalsekretär der Berliner CDU, dann soll Fechter 50 Jahre danach eine späte Ehrung erhalten.

Einen Tag nachdem der durch einen 20-jährigen und einen 26-jährigen Grenzer angeschossene 18-jährige Maurer Peter Fechter am 17. August 1962, im Todesstreifen beim Checkpoint Charlie, verblutet war, errichteten West-Berliner nahebei ein „Wir-klagen-an“-Kreuz. Zwei Wochen später widmete das „Time“- Magazin dem 24. Todesopfer der monströsen Grenzanlagen die Titelstory. In fünf Bundesländern benannte man Straßen nach dem gescheiterten Flüchtling, so in Hannover einen Raduferweg. In Berlin ist 2005 eine Gedenkstele in der Zimmerstraße errichtet worden, am Todesort Fechters. Nun regt zum 50. Todestag der CDU-Generalsekretär weitere Erinnerungszeichen an: Kai Wegner möchte mit dem Namen des Ermordeten eine Straße in Berlin bezeichnet sehen.

Hier gehe es aber „weder um Parolen noch um Parteipolitik“, sagt Rainer Eppelmann von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Wo ein Fünftel der Gymnasiasten über Honecker und Brandt nichts wisse und ein Drittel Diktatur und Demokratie nicht präzis unterscheiden könne, müsse Geschichte durch prägnante Bilder vermittelt werden. Ein Name wie Peter Fechter, der etwas von der Sehnsucht nach Freiheit und, als Opfer, etwas von der Brutalität einer Diktatur vermittle, wirke wie solch ein Bild. Auf Straßenschildern werde der Name eher wahrgenommen als auf einem Gedenkstein. Der Maurergeselle Fechter habe wohl keiner Partei angehört; fatalerweise sei aber oft um Maueropfer parteipolitisch gestritten worden, jetzt „sind wir ein bisschen weiter, eine breite Mehrheit ist heute dafür.“ Und wenn es berechtigt war, eine Hälfte der Kochstraße nach Rudi Dutschke umzubenennen, sagt Eppelmann, „warum nicht eine Hälfte der Zimmerstraße nach Peter Fechter?“ Zu viel Zeichen dieser Erinnerung befürchtet er nicht. Keiner werde nach allen Mauertoten Straßen benennen: „Aber vielleicht gibt es mal eine Allee der 136“?

Ein Ehrengrab verweigerte der rot-rote Senat Fechter im Jahr 2005. Im Juni 2011 wurde eine an der Bernauer Straße errichtete Plastik, die den Sterbenden darstellt, nach 13 Tagen zerstört. Dennoch stellt auch Jens-Holger Kirchner, Pankows grüner Stadtrat für Stadtentwicklung, erleichtert fest, dass auf diesem Feld der ideologischen Polarisierung 20 Jahre nach der Wende „Gelassenheit“ einkehre. Beim Gedenken am Grab Fechters auf dem Friedhof der Auferstehungsgemeinde in Weißensee hätten vor Jahren noch Angehörige des Verstorbenen PDS- Mitgliedern die Teilnahme verboten, das sei vorbei. Auch solche, die meinen, Fechter sei ja, da er fliehen wollte, „selber schuld“ gewesen, gebe es immer weniger. Andererseits verweise der Abstand von den Ereignissen auf einen Grund mehr, daran zu erinnern: „als Beispiel gegen die Verklärung des Sozialismus“.

Vor zwei Jahren wurde zwischen Treptow und Neukölln ein Teil der Britzer Allee nach dem letzten durch Schüsse getöten Mauertoten Chris Gueffroy benannt. Doch Umbenennungen und jene „nervigen“ Umstände, die damit für Anwohner und Behörde verbunden wären, scheut der Pankower Stadtrat. Er erinnert sich an den 50. Jahrestag des 17. Juni, als in Wilhelmsruh eine neue Straße den Namen des SED-Dissidenten Heinz Brandt erhielt: Das sei eine gute Aktion gewesen! Die Benennung einer Grünanlage ohne Anwohner oder eben einer neuen Straße nach Peter Fechter, der in Weißensee gelebt habe, sei die „elegantere“ Idee – komme aber zur Realisierung für den 50. Todestag leider ein halbes Jahr zu spät.

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