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Verdammt, wo bleibt der Koks? Gangster Geran (Ben Kingsley) im Geschäftsgespräch.

© Universum

Actionfilm "Collide": Freie Fahrt für große Gangster

Deutsche Fördermillionen, deutsche Autobahnen – und eine Hollywood-Story: Fertig ist der Actionfilm „Collide“.

Stupid German money“ – so nannte man jahrelang die deutschen Film-Millionen, die Privatanleger via geschlossene Medienfonds zwecks Steuerersparnis in auch die miesesten Hollywood-Produktionen fließen ließen. Doch auch die staatlichen deutschen Subventionsmillionen sind meist bloß zum wirtschaftlichen Gewinn angelegt: Mit den Geldern des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) und der jeweiligen Filmtöpfe der Bundesländer wird zwar durch örtliche Investitionsverpflichtung der Produzenten durchaus der gewünschte Regionaleffekt erzielt – ob aber die Filme etwas taugen und Publikum ins Kino ziehen, ist dann schon eher nachrangig.

Eran Creevys Actionfilm „Collide“, fast komplett in Nordrhein-Westfalen gedreht, passt da perfekt ins Bild teutonisch-paradiesischen Förderwesens. Ausgestattet mit 2,5 Millionen Euro vom DFFF und mit 1,5 Millionen Euro von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, widmet „Collide“ sich überwiegend der Faszination der deutschen Autobahn. Dass es dort immer noch verschiedentlich Strecken ohne Tempolimit gibt, ist für amerikanische Autofahrer, die nur mit maximal 85 Meilen durch ihr weites Land gleiten dürfen, immer noch eine unfassbar verlockende Vorstellung.

Alles für die neue Niere

Im Zentrum der, nun ja, Geschichte steht der junge Amerikaner Casey (Nicholas Hoult), dessen Freundin Juliette (Felicity Jones) an einem Nierenleiden erkrankt. Die Warteliste im deutschen Gesundheitswesen für ein Spenderorgan ist lang und die Zeit knapp. In den USA lässt sich das Problem hingegen monetär lösen, und so nimmt Casey für die neue Niere seiner großen Liebe seinen alten Job als versierter Fahrer in krimineller Mission wieder auf.

Ein Lastwagen voller mit Kokain gefüllten Golfbälle im Wert von fünf Millionen Euro soll dem Drogenboss Hagen Kahl (Anthony Hopkins) entwendet und in den Besitz des durchgeknallten Gangsters Geran (Ben Kingsley) überführt werden. Die Top-Besetzung der kriminellen Kontrahenten ist das einzige sichtbare Qualitätsmerkmal des Films – leider verzichtet er darauf, Hopkins und Kingsley direkt aufeinander loszulassen. Das Duo dient nur als Dekor für eine öde Serie von Verfolgungsjagden.

Gewaltige Blechschäden

Wie schön, dass dem gebeutelten Helden da nach verpatztem Coup immer ein PS-starkes Markengefährt zur Verfügung steht – und das wird dann mal über gute deutsche Autobahnen, mal mitten durch Köln oder auch die beschauliche Innenstadt von Monschau gelenkt. Die Blechschäden sind gewaltig. Deutsche Streifenwagen werden lustvoll geschrottet, und Nicholas Hoult bemüht sich nach Kräften, hinterm Lenkrad den Leidensdruck seiner Figur herbeizugrimassieren.

Hoult und Jones sind durch Filme wie „X-Men: Apokalypse“ und „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ zu Stars aufgestiegen, und es ist wohl ihrem frischen Ruhm – und der nordrhein-westfälischen Verleihförderung – zu verdanken, dass der bereits 2014 gedrehte Film nicht direkt auf dem Videomarkt verklappt wird. So tut wenigstens Deutschland etwas für die B-Movie-Kultur, für die es in dem auf Mega-Blockbuster fokussierten Hollywood-Betrieb kaum noch Finanzierungschancen gibt.

Cinemaxx, Colosseum, Cubix, Eastgate, Cinemotion Hohenschönhausen

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