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Filmfreigabe: Aufgebracht

Der neue türkische Film „Tal der Wölfe“ kommt zunächst nicht in deutsche Kinos. Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft könnte der antiisraelische Ton mißfallen haben.

Besonders auskunftsfreudig gab sich die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) gestern gegenüber dem Tagesspiegel nicht – aber dass der Vorgang äußerst selten ist, darauf konnte man sich denn doch verlautbarend verständigen. Dem türkischen Film „Tal der Wölfe – Palästina“ wurde am Dienstag von der die Jugendgefährdung prüfenden Institution die „Kennzeichnung“ sogar mit der höchsten Altersfreigabe „ab 18“ verweigert – was mit einem absoluten Werbeverbot verbunden ist. Der Verleih Pera Film, der die Freigabe „ab 16“ beantragt hatte, verzichtete sogleich darauf, den Film wie geplant am morgigen Donnerstag ins Kino zu bringen, hat die FSK-Entscheidung aber bereits angefochten.

Über die Gründe für den harten Schritt hüllte sich die FSK gestern in Schweigen. Dass der Kinofilm aus der türkischen „Tal der Wölfe“-Serie um den so brutalen wie schweigsamen Geheimagenten Polat Amendar allerdings Negativ-Furore machen dürfte, zeichnete sich schon vor Wochen ab. Der Actionfilm mit einem Zehn-Millionen-Dollar-Budget behandelt mit dem blutigen Angriff israelischer Militärs auf das türkische Passagierschiff „Mavi Marmara“ vom 31. Mai vergangenen Jahres ein noch immer aktuelles und hoch kontroverses Thema. Das Schiff mit knapp 600 Aktivisten, davon rund 400 Türken, an Bord, gehörte zum „Ship to Gaza“-Konvoi, mit dem trotz der israelischen Seeblockade Hilfsgüter in den Gaza-Streifen gebracht werden sollten. Die israelische Marine brachte bei einer von internationalen Protesten begleiteten Aktion die „Mavi Marmara“ auf, neun türkische Passagiere starben, sieben israelische Soldaten wurden verletzt.

Nachdem die ersten „Tal der Wölfe“Kinofilme sich gegen die US-Truppen im Irak gerichtet hatten, wurde für die neueste Fortsetzung eilig das Drehbuch geändert. Wie berichtet, stand nun in „Rambo“-Manier die „Rache für Mavi Marmara“ im Mittelpunkt, wobei die Israelis als äußerst brutale Krieger geschildert werden, die sogar gefesselte Gefangene in den Rücken schießen. Zwecks Vergeltung werden bereits im Trailer Israelis reihenweise in die Luft gejagt.

Mochte James Bond auch einst nicht zimperlich gegen die sowjetischen Schurken gekämpft haben – die neueste „Tal der Wölfe“-Folge berührt das aktuell extrem gespannte Verhältnis zwischen der Türkei und Israel und belastet es zusätzlich. Der Film verbreite „antiamerikanische, antiisraelische und antisemitische Stereotypen mit volksverhetzendem Charakter“, hatte laut dpa bereits der Koordinierungsrat deutscher Nicht-Regierungsorganisationen gegen Antisemitismus gewarnt. Ob auch die israelische Botschaft intervenierte, wie der Branchendienst „mediabiz“ meldet, ließ sich gestern nicht verifizieren. Bei der FSK hieß es dazu nur, man prüfe lediglich, wie „desorientierend“ etwa ein Film auf Jugendliche wirken könne.

Wie gestern weiter zu erfahren war, wird der Film nach der erstinstanzlichen Ablehnung nun am Donnerstag erneut gesichtet – von einem siebenköpfigen FSK-Gremium, das ihn noch nicht kennt. Kommt es erneut zur Freigabeverweigerung, bleibt dem Verleih nur das Appellationsverfahren.

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