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Terri Hooley (Richard Dormer) bei seinem ersten Punkkonzert.

© Rapid Eye Movies

Bio-Pic "Good Vibrations": Gitarren statt Knarren

Terri Hooley war in den Siebzigern der Pate des Belfaster Punkrocks. Jetzt ist seine Geschichte in dem mitreißenden Film "Good Vibrations" zu sehen.

Die Great Victoria Street in Belfast ist Anfang der siebziger Jahre ein gefährliches Pflaster. Während der schlimmsten Zeit des Konfliktes zwischen englischen Loyalisten und irischen Republikanern gehen hier regelmäßig Bomben hoch. Auf die Idee ausgerechnet in dieser Straße ein Geschäft zu eröffnet, kann eigentlich nur ein Wahnsinniger kommen. Doch Terri Hooley (Richard Dormer), der tatsächlich einen Plattenladen in der Great Victoria Street aufmacht, ist mehr als das: Der Sohn eines sozialistischen Politikers steckt voller Idealismus und Tatendrang. Statt an Protestantismus oder Katholizismus glaubt er an die versöhnende Kraft von Blues, Rock und Reggae. Sein Geschäft mit dem Namen „Good Vibrations“ ist deshalb eine neutrale Zone – Agitatoren haben keinen Zutritt.
Das nordirische Regie-Duo und Ehepaar Lisa Barros D’Sa und Glenn Leyburn zeichnet die Geschichte des 1948 geborenen Terri Hooley in einem warmherzigen, witzigen Biopic nach, dessen stürmischer Rhythmus von einfallsreichen Stilelementen akzentuiert wird: Nachrichtenbilder im Zeitraffer, Prügeleien in Zeitlupe, eine Hank Williams-Fantasiefigur im schicken Kostüm ... Besonders gelungen sind der Musikeinsatz und die Vermittlung von Hooleys Musikbegeisterung. Als der Plattenhändler zum ersten Mal ein Konzert der Punkband Rudi besucht, sieht man wie er umringt von deutlich jüngeren Fans erst ein bisschen mithüpft und schließlich von einer Endorphinwelle fortgespült wird. Dieser Erweckungsmoment bringt ihn dazu, auch noch ein Label aufzuziehen. Die Welt muss Rudi hören! Und die Outcasts! Und die Undertones! Als er deren Song „Teenage Kicks“ im Studio zum ersten Mal über Kopfhörer hört, ist das wieder so ein Erweckungsmoment – „I Saw The Light“, wie Hank Williams in der Auftaktszene singt. Hooley reist nach London, um eine große Plattenfirma für die Band zu finden. Er fliegt überall raus. Erst nachdem der legendäre BBC-DJ John Peel „Teenage Kicks“ spielt und lobt, ruft doch noch ein Major Label an. Hooleys 15 Minuten Ruhm als Pate des nordirischen Punkrocks beginnen.

Die krachige Musik passt nicht nur zu ihm und seiner impulsiven DIY-Haltung, sondern auch zu seiner gebeutelten Heimat: „New York hat die Frisuren, London hat die Hosen und Belfast hat den Grund“, brüllt er einmal. Der echte Terri Hooley lebt bis heute in Belfast und legt immer noch Platten auf. Im Film, den er „brillant“ findet, sieht man ihn kurz als Akkordeonspieler.

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