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Foto: Warner Bros.

© epd

Kultur: Der Liebe letzte Chance

Simon Verhoevens „Männerherzen“, Teil 2

„Was glaubst du, was das hier ist? Gute Zeiten, schlechte Zeiten?“, fährt die Ex ihn entgeistert an. Vor der Tür seiner Jugendliebe, zu der Großstadtcasanova Jerome (Til Schweiger) zurückzukehren hoffte, endete Simon Verhoevens „Männerherzen“. Zu Beginn des Sequels hat die alte Flamme längst eine neue Liebe; ernüchtert kehrt Jerome zurück ins Hotel Mama, wo er wieder Hansi heißt, das Bett frisch mit der Bayern-München-Bettwäsche bezogen ist und Mutti (Christine Schorn) immer zur rechten Zeit ein Wurstbrot anbietet.

2009 führte Verhoeven in „Männerherzen“ ein halbes Dutzend Vertreter des starken Geschlechts vor und lockte 2,3 Millionen Zuschauer ins Kino. Während der erste Teil bei aller Unterhaltsamkeit unter der Prototypisierung litt, wirkt die Fortsetzung „Männerherzen... und die ganz, ganz große Liebe“ im Umgang mit den Figuren deutlich entspannter. Es geht nicht mehr darum, mittels Episodendramaturgie ein breites Spektrum dysfunktionalen Männerverhaltens aufzufächern, sondern um lieb gewonnene Charaktere, vor allem den schwulen Schlagersänger Bruce Berger. In seiner Paraderolle darf Justus von Dohnányi so richtig die Rampensau rauslassen. Der hemmungslose Narzisst, der sich als unkaputtbarer Entertainer erweist, wird zum dramaturgischen Bindeglied zwischen den Charakteren.

Als weniger widerstandsfähig gegenüber amourösen Schicksalsschlägen erweist sich die restliche Mannschaft. Niklas (Florian David Fritz) ertrinkt in Selbstmitleid, Philip (Maxim Mehmet) gerät als werdender Zwillingsvater unter Nestbaudruck, der schusselige Beamte Günther (Christian Ulmen) drückt sich vor der sexuellen Erstbegegnung mit der neuen Freundin (Nadja Uhl), und Jerome tuckert melancholisch mit dem Mofa durch die Landschaft seiner Kindheit, während die Frau seines Lebens auf einem Schimmel vorbeigaloppiert. Süffig montiert Verhoeven die Episoden zu einem kontrastreichen, recht unterhaltsamen Krisengemälde zusammen. Im deutschen Lustspielbetrieb unterscheidet sich „Männerherzen“ mit seinem Sinn für komödiantische Feinarbeit und gut platzierte Pointen wohltuend von der Niveaulosigkeit, mit der etwa Matthias Schweighöfers „What a Man“ aufwartete.Martin Schwickert

In 25 Berliner Kinos

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