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Nicholas Serota, Direktor der Londoner Tate Britain - und damit auch der Tate Modern - steht auf der Liste der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Kunstwelt auf Platz 1.

© dpa

Die Top 100 der Kunstwelt: Wer ist am mächtigsten im Kunstbetrieb?

Mit Nicholas Serota, Chef der Londoner Tate, führt erstmals ein Museumschef die Liste der 100 wichtigsten Menschen im internationalen Kunstbetrieb an. Das Ranking ist aber ziemlich auf die „Alte Welt“ fokussiert.

Es gehört in der Szene einfach dazu, dass man jedes Jahr der Liste der 100 wichtigsten Persönlichkeiten im weltweiten Kunstbetrieb entgegenfiebert, um dann umso hitziger darüber zu streiten. Bei der aktuellen Rangliste der „Power 100“ weist das britische Kunstmagazin "ArtReview" im Begleittext zwar darauf hin, dass einige Regionen immer wichtiger werden, während die alten Zentren der Kunst, USA und Westeuropa, „inzwischen mehr regional erscheinen“. Das hielt die internationale Jury aber nicht davon ab, in die Top Ten 2014 ausschließlich Galeristen, Museumsdirektoren und Künstler eben dieser „Alten Welt“ zu wählen.

König des Kunstbetriebs ist diesmal der langjährige Chef des britischen Kunstmuseums Tate, Nicholas Serota. Er tummelte sich seit dem Start des Rankings 2002
immer unter den ersten Zehn. Und vielleicht war er nach Ansicht der wie immer streng geheim gehaltenen Jury aus 26 Experten in Asien, Europa, Nord- und
Südamerika jetzt einfach mal an der Reihe.

Die Tate Modern ist das bestbesuchte Moderne-Museum weltweit

Ausführlich begründet die Zeitschrift, warum vor allem die Tate Modern, das bestbesuchte Museum für moderne Kunst weltweit, ein so großer globaler Player sei mit
internationalen Kooperationen und einer weltumfassenden Kunstsammlung. Ähnliches könnte man wohl auch über das MoMa in New York sagen. Aber dessen Chef
Glenn D. Lowry schaffte es nur auf Platz 4. Immerhin aber steht nun erstmals mit dem Namen Serota ein Museum als Institution an der Spitze des Rankings und nicht
ein milliardenschwerer Sammler oder Galerist.

Auch sonst birgt die Liste zumindest in der Spitzengruppe keine Überraschungen. Wieder sind die Stargaleristen David Zwirner und Iwan Wirth Zweiter und Dritter. Wieder sind Lowry und das erfolgreiche Serpentine-Duo Hans Ulrich Obrist und Julia Peyton-Jones dabei.

Abramovic und Sherman: Zwei Frauen haben es in die Spitzengruppe geschafft

Allein bei den wichtigsten Künstlern fällt auf, dass es zwei Frauen in die Spitzengruppe geschafft haben - die an den wichtigen Kunstplätzen stets präsente Performance-Künstlerin Marina Abramovic sowie Cindy Sherman. Dass „Balloon dog“-Millionär Jeff Koons von Platz 56 auf Platz 7 katapultiert wurde, dürfte wohl an den Rekordauktionen seiner bunten Ballon-Tiere liegen, die ihn zum teuersten Künstler weltweit machen.

Doch anders als etwa im deutschen „Kunstkompass“ machen nicht die Künstler das Rennen bei „Power 100“, sondern die Mächtigsten im Kunstbetrieb. „Distribution und Zirkulation sind für die Liste wichtiger als die Produktion von Kunst“, sagt „ArtReview“-Chefredakteur Mark Rappolt. Anders gesagt: Es geht um die Abbildung der Machtverhältnisse im milliardenschweren Kunstbetrieb, der regiert wird von Mega-Galerien mit Filialen von New York bis Berlin. Das zeigt allein die Tatsache, dass vier Galeristen unter den ersten Zehn sind.

„Wir wollen realistisch sein“, sagt Rappolt. „Die Liste will eine Art Netzwerk von Interessen in der Kunstwelt enthüllen. Sie will nicht zeigen, wie wir die Kunstwelt wollen, sondern was sie ist.“ Dieses Jahr dominieren also die Persönlichkeiten der „Alten Welt“ die Liste. 2013 stand dagegen die schwerreiche Schwester des Emirs von Katar Spitzenreiterin an der Spitze, jetzt fiel sie jetzt auf Platz 13 ab.

Aufhorchen lässt deutscher Frauen-Power: Die Kölner Galeristinnen Monika Sprüth & Philomene Magers kletterten von Platz 33 auf Platz 11. Als Grund nennt
Rappolt die internationale Expansion der Galerie, aber auch deren unkonventionelle Ausrichtung. Sprüth und Magers verkaufen Stars wie Rosemarie Trockel oder
Andreas Gursky, aber auch klassische zeitgenössische Künstler wie Bernd und Hilla Becher oder den weniger präsenten Reinhard Mucha. Sogar die stilbildende
Elektroband Kraftwerk steht auf ihrer Liste. Erstmals schaffte es auch die Berliner Galerie Esther Schipper unter die wichtigsten 100, auch wenn Platz 92 noch recht weit unten ist.
Überhaupt sind Frauen auf dem Vormarsch: Immerhin rund ein Drittel der „Power 100“ ist inzwischen weiblich. dpa

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