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Das Scheusal, das Sie lieben werden: Rolf Lassgård als Ove.

© Verleih

"Ein Mann namens Ove" im Kino: Der Hausteufel wird zum Heiligen

Monster wird Mensch: Im schwedischen Film „Ein Mann namens Ove“ terrorisiert ein Kampfrentner seine Nachbarschaft. Bis er sich zum Retter und Helfer wandelt.

Der weiße alte Mann, der aus seiner Weltverachtung eine Kleinkunstform gemacht hat, hat es im Kino längst zum eigenen Rollenfach gebracht: als grumpy old man. Besser schlecht gelaunt als Walter Matthau konnte niemand sein, auch wenn Jack Nicholson später mit ihm in Sachen Kotzbrockigkeit wetteifern sollte. Stets geht es in Komödien wie „Ein seltsames Paar“ oder „Besser geht’s nicht“ darum, einem Monster bei der Menschwerdung zuzuschauen. Denn tief drinnen schlägt selbst in jedem noch so großen Ekel ein Herz. Es kommt nur darauf an, es freizulegen.

Brummig? Bösartig!

Der Held von Hannes Holms schwedischer Bestsellerverfilmung „Ein Mann namens Ove“ reiht sich nahtlos in die Matthau-Nicholson-Genealogie ein, ihn als brummig zu bezeichnen, wäre untertrieben. Er ist bösartig. Ove notiert in seiner Reihenhaussiedlung die Kennzeichen von Falschparkern, schließt Fahrräder, die im Weg stehen, in seiner Garage ein und kontrolliert den Inhalt der Mülltonnen. Wenn er Spielzeugautos aus dem Sandkasten zieht, klopft er sie sauber und stellt sie in Reih und Glied. Keine Frage, der Mann ist ein Ordnungsfanatiker, das, was man früher einen „autoritären Charakter“ genannt hätte. Seine Gefühle gehen niemanden etwas an. Als er nach 43 Jahren seinen Job bei der Eisenbahn verliert, reagiert er achselzuckend: „Dann ist es wohl das Beste, wenn ich einfach aufstehe.“

Subtilität? Trichterpädagogik!

Gespielt wird der Griesgram vom Kommissar-Wallander-Darsteller Rolf Lassgård, den die Maskenbildner mit Kunsthalbglatze, Hängebacken und Krähenfüßen zum armfuchtelnden Kampfrentner hochgepimpt haben. In Ove klafft eine große Leere, mit seiner Frau, die vor ein paar Jahren starb, verließ ihn auch der Lebenssinn. Sonja war sein Ein und Alles, das sieht der Zuschauer, wenn Ove zärtlich mit der Hand über ihre Mäntel fährt, die noch immer in seinem Haus hängen. Trotzdem muss die Einzigartigkeit dieser Liebe noch einmal in sonnendurchfluteten Rückblenden beschworen werden, ein Akt von filmischer Trichterpädagogik.

Immer wieder scheitern Oves Selbstmordversuche im Slapstick, einmal meldet er vorher noch sein Telefon ab: „Da, wo ich hingehe, gibt es keine Telefone.“ Ausgerechnet neue Multikulti-Nachbarn holen den Miesepeter zurück ins Leben. Bald beaufsichtigt er Kleinkinder, kämpft für Behinderte, und die Katze, die er eben noch erschlagen wollte, hat er nun im Arm. Der Hausteufel wird plötzlich zum Heiligen. Was für eine rührselige Wendung: Santo subito.

In elf Berliner Kinos; OmU: Hackesche Höfe, Kulturbrauerei und Rollberg

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