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Szene aus "Welcome to Norway".

© Polyfilm / Motlys AS

Flüchtlingskomödie "Welcome to Norway": Mein Leben ohne Türen

50 Flüchtlinge kommen in den dünnbesiedelten Norden Norwegens, einer der Einwohner wittert ein gutes Geschäft. Das ist die Ausgangssituation der Komödie „Welcome to Norway“.

„Mama! Papa nennt die Flüchtlinge Neger. Das darf man nicht“, ruft die Tochter in den Hausflur hinein. Ihrem Vater Primus (Anders Baasmo Christiansen) ist politische Korrektheit egal. Hier im dünn besiedelten Norden Norwegens gab es bisher ja auch keine Ausländer außer aus dem nahe gelegenen Schweden. Aber nun kommen 50 Flüchtlinge, und Primus wittert darin ein gutes Geschäft. Zuletzt ist er mit einem Hotel pleitegegangen, das soll nun mit seiner neuen Bestimmung als Flüchtlingsheim staatliche Subventionen in die klamme Kasse spülen. Dass in dem Neubau die Zimmertüren fehlen, Heizung und Elektrik nur unzureichend funktionieren, stört den Zweckoptimisten wenig. Die neuen Bewohner können ja mit anpacken.

Aber nur wenig klappt so, wie sich Primus das vorstellt. Schließlich reiht sich der Protagonist in Rune Denstad Langlos „Welcome to Norway“ in die Riege nordischer Antihelden ein, die im Misslingen eigener Pläne ihre menschlichen Qualitäten offenbaren. Mit überraschender Aktualität nutzt der Film den Zusammenprall weltpolitischer Umwälzungen und provinzieller Abgeschiedenheit als komödiantischen Hintergrund.

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Film klebt zu sehr an blasser Zentralfigur

Was Langlo aus diesem durchaus interessanten Konflikt- und Lustspiel-Potenzial herausarbeitet, bleibt allerdings eher enttäuschend. Viel zu sehr klebt der Film an seiner blassen Zentralfigur, die in Don Quijote-Manier gegen die Widrigkeiten des Flüchtlingsheimwesens kämpft, von behördlichen Vorschriften über religiöse Unverträglichkeiten zwischen den Bewohnern bis zu endlosen haushandwerklichen Problemen. Abgesehen von zwei Flüchtlingen, die Primus als Handlanger rekrutiert, bleiben die neuen Bewohner vornehmlich Statisten.

Die Beziehung zwischen Primus und dem eritreischen Dolmetscher Abedi (Olivier Mukuta) dient in erster Linie der Spiegelung und Reifung der Hauptfigur, die im geschäftigen Treiben doch noch zu Menschlichkeit fähig ist. Wirklich unangenehm stößt in dieser Komödie die stereotype Konzeption der Frauenfiguren auf. Der dominante Hausdrachen, die lamentierende Nervensäge, die notgeile Bibliothekarin mit Brille – sie sind alle dabei.

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