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Kultur: Friedenssucher

Zum Tod des Dichters Hadayatullah Hübsch

Er hatte viele Leben, und nur das nimmt seinem Tod mit 64 Jahren etwas von seiner Bitterkeit. Hadayatullah Hübsch, 1946 als Paul-Gerhard Hübsch in Chemnitz geboren, wuchs im oberhessischen Laubach auf und fühlte sich früh zum Dichter berufen. Schon als 19-Jähriger veröffentlichte er in Peter Rühmkorfs Anthologie „Primanerlyrik – Primanerprosa“, erkundete dann im studentisch aufgeregten Frankfurt sämtliche Möglichkeiten linksalternativen Lebens, die bewusstseinssprengenden Energien von LSD eingeschlossen. Danach hatte er sich fast verloren. Inneren Frieden fand er in der Konversion zum Islam 1969, zu einer Zeit, als selbst dem verwirrtesten Revolutionär fernöstliche Lehren näher lagen als die Botschaft des Propheten. In der Sachsenhausener Nuur-Moschee hielt er bis zuletzt für die Gemeinschaft der Ahmadiyya-Muslime Freitagspredigten in deutscher Sprache. Seine Passion für die wilde, improvisierte Poesie der Beatniks blieb allerdings ungebrochen. Zwischen Undergroundenergien und himmlischen Kräften teilte er seine schreiberischen Kräfte auf und verausgabte sich dabei so sehr, dass ihm dabei auch der politische Realitätssinn abhanden kam. Aus seiner muslimischen Position heraus begann er mit der Publizistik der Neuen Rechten zu flirten und wähnte in der Globalisierungskritik von „Junger Freiheit“ und „Deutscher Freiheit“ zeitweise Verbündete. Am Dienstag ist der Vater von acht Kindern in Frankfurt gestorben. dotz

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