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Das Foyer des Futuriums wird viel Raum für Begegnung bieten.

© Rendering: Richter Musikowski

Futurium feiert Richtfest: Raum für Visionen

Das junge Architektenduo Christoph Richter und Jan Musikowski entwarf mit dem neuen Futurium ein Haus, das so vielschichtig ist wie seine Nutzung.

Noch ist das Futurium eine stille, steinerne Hülle, die darauf wartet, mit Leben gefüllt zu werden. Verheißungsvoll ruht es auf seinem kuchenstückförmigen Grundstück zwischen S-Bahn und Spree im Regierungsbezirk und blickt durch große Fensterfronten in die Stadt. Seine aufgefaltete Unterseite mit den zwei Eingangsbereichen bietet nicht nur Schutz vor Regen und Sonne, sondern erweitert den öffentlichen Raum in das Gebäude hinein. So werden Besucher und Passanten fast magisch ins Haus gerufen, wo eine moderne Erlebniswelt auf sie wartet.

Einen Vorgeschmack auf die Möglichkeiten des Hauses haben Besucher in der Langen Nacht der Wissenschaften bekommen, als Lichtinstallationen und Vorträge den Rohbau für einen kurzen Moment in eine puristische und gleichzeitig aufregende urbane Eventfläche verwandelten. Dabei konnte man schon die besondere Atmosphäre des Gebäudes erahnen – auch wenn die großen Fenster, die die Architekten Christoph Richter und Jan Musikowski als opaque Projektionsflächen konzipiert haben, noch fehlten, ebenso wie natürlich sämtliche Einbauten und Grünflächen.

Aber wenn das Haus 2017 eröffnet, soll die futuristische Vision seiner Erschaffer real werden. Die Fassade wird dann mit ihrer prismatischen Außenhaut aus Glas und Edelstahl wie ein Diamant in der Sonne funkeln, während im Inneren das lichtdurchflutete Erdgeschoss als zentrales Forum Platz für Begegnungen im Hier und Jetzt bietet. Vor allem im fünfeckigen Tagungsraum, der sich mehrfach unterteilen lässt, und im Café mit seinem begrünten Außenbereich. Über eine geheimnisvolle Treppe wird das Untergeschoss wie Batmans „Hightech-Höhle“ zum Erforschen einladen, während oberhalb der Eingangshalle ein weiterer Ausstellungsbereich – wie eine Wolke am Ende eines gläsernen Aufgangs schwebend – auf eine Reise in die Zukunft einlädt, inklusive Expedition aufs Dach.

Der Blick auf das Futurium vom Vorplatz aus - auch er soll später "bespielt" werden.
Der Blick auf das Futurium vom Vorplatz aus - auch er soll später "bespielt" werden.

© Rendering: Richter Musikowski

Aufs Dach kommen Solarpaneele und Sammelbecken für Regenwasser

Dort wird man vom „Skywalk“ aus auf der einen Seite über die Spree zum Humboldthafen, auf der anderen in die Stadt hinüberschauen können. Gleichzeitig entdeckt man in einer Überblendung aus Ausstellung und Realität den Berliner Zukunftshorizont. Denn auf dem Dach wird ein Meer aus Solarpaneelen regenerative Energie für das Gebäude produzieren und in einen Speicher einspeisen.

„Das Haus ist ein komplexer Organismus und muss verschiedenen Nutzungen gerecht werden, mit Ausstellungs- und Eventflächen, Gastronomie und Büros. Entsprechend vielschichtig ist das Energie- und Ressourcenkonzept“, sagt Jan Musikowski. Zum einen werde Regenwasser in einem Becken auf dem Dach gesammelt, zum anderen Sonnenenergie für die Stromerzeugung genutzt. „Es gibt verschiedene Speicherverfahren. Wir haben einen Wärmespeicher auf Paraffinbasis entwickelt, der achtmal mehr Energie speichern kann als ein Wasserspeicher. Der Phasenwechsler wird hinter dem zentralen Aufgang für die Besucher teilweise einsehbar sein.“ Das Patentverfahren dafür laufe. „Das Futurium soll ein Niedrigstenergiehaus werden, das sich um sich selbst kümmert“, ergänzt Christoph Richter.

Es ist das erste große Projekt für das junge Team

Für die beiden jungen Architekten ist es das erste große Projekt. Sie haben sogar erst anlässlich der Wettbewerbsausschreibung 2011 ihr gemeinsames Büro gegründet. „Wir sind sehr dankbar für das Vertrauen, das in uns als Architekten und Generalplaner gesetzt wird“, erklärt Musikowski, der wie sein Büropartner einen Lehrauftrag als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dresden innehat. Für die Jurymitglieder, die ihren Entwurf im anonymen Wettbewerbsverfahren ausgewählt haben, war das Büro Richter-Musikowski ein unbeschriebenes Blatt. „Ein Jurymitglied kannte meine Arbeiten aus meiner Zeit bei AFF Architekten und wusste, dass ich kein blutiger Anfänger war. Das war hilfreich als kleiner Vertrauensvorschuss“, meint Jan Musikowski mit einem Lächeln.

Um ihre Ideen für den Bauherren, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, greifbar zu machen, arbeiten Richter und Musikowski mit vielen Bildern, Modellen und Materialproben. „Man kann die künftige Atmosphäre des Gebäudes sehr gut über Bildhaftes transportieren, ein haptisches Gefühl vermitteln“, sagt Richter. Das erklärt die vielen, verschieden großen Modelle und zahlreichen Paneele aus unterschiedlichen Materialien, die das Büro schmücken. Die konzentrierte Betriebsamkeit des Teams zeugt von Hingabe und Detailtreue ebenso wie von Spaß an der Arbeit. „Nicht immer läuft alles glatt. Manchmal muss man mutig sein, um Lösungswege zu finden“, so Richter. „Aber wir liegen im Plan.“

Als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum wird sich das Futurium in die Sammlung der architektonischen Solitäre Berlins einreihen, das kann man jetzt schon sagen. Es ist die besondere Kombination aus Einfachheit und Komplexität, aus reduzierter Formsprache und technischer Raffinesse, die diesen Entwurf kennzeichnet. Und für seine Architekten könnte das der Ausgangspunkt für mehr interessante Projekte und eine internationale Karriere sein.

Dieser Artikel ist zunächst in der Sonderbeilage "Futurium - Richtfest für die Zukunft" erschienen.

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