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Sklulptur? Mensch! Teamwerk von Adam Linder (Tanz) und Shahryar Nashat (die Polygone mit Videoarbeit und Stellwand).

© Andrea Rossetti/Schinkel Pavillon

Gallery Weekend: Kunst betanzen

Auch der Schinkel Pavillon im Garten des Kronprinzenpalais lädt zum Gallery Weekend, mit Arbeiten von Shahryar Nashat und Adam Linder.

Schon der Weg ist abenteuerlich. Man schlängelt sich an Gerüsten und Absperrungen vorbei, wandelt auf schlammigen Pfaden, egal von welcher Seite aus man den Schinkel Pavillon betritt. Es gehört zum Charme dieses privaten Kunstraums, dass er – im Garten des Kronprinzenpalais gelegen – von Berlins wichtigsten Kulturbaustellen umgeben ist. In dem achteckigen Raum mit seinen bodentiefen Fenstern bilden Schlossbaustelle und Friedrichswerdersche Kirche die Kulisse, im Inneren ist ein Diptychon des Künstlers Shahryar Nashat aufgebaut. Die Installation „Hard Up for Support“ besteht aus einem in fleischigem Rosa schimmernden Marmorpolygon, dazu gesellt sich ein mannshoher Videoscreen mit Detailaufnahmen menschlicher Körperöffnungen.

Es geht um den Übergang zwischen Innen und Außen. Das Diptychon wird regelmäßig von einer Choreografie des Tänzers Adam Linder umspielt, parallel läuft eine stark verlangsamte, technoide Neuinterpretation von Ravels „Bolero“. Erst zieht der Raum die Aufmerksamkeit auf sich, dann die Skulptur, dann die Tänzer. Ein Werk in drei Akten.

Der gebürtige Australier, der in Berlin lebt, war zuletzt im Hebbel am Ufer mit einer Tanzperformance zu sehen, bei der Shahryar Nashat das Bühnenbild gestaltete. Zu Linders Werk gehören seine „Choreographic Services“, tänzerische Dienstleistungen, die stundenweise von Museen und Galerien gepachtet werden können. Im Schinkel Pavillon präsentiert er einen neuen Service: „Some Strand of Support“. An einer Wand hängen Haar-Prothesen, mit denen der Künstler und ein weiterer Tänzer Nashats Marmorskulptur und den Boden des Pavillons bearbeiten. Sie agieren wie schamanische Raumpfleger, wenn sie die Haarsträhnen über die Skulptur gleiten lassen. Manchmal sieht es aus wie ein Duell mit dem Stein, dann wieder wie ein Reinigungsritual. Auch der Raum selbst und das Publikum sind Teil der Performance. Während der Bolero erklingt, zerstreut sich die Menge, sobald die Tänzer ihre Bewegungen ausführen, herrscht gespannte Aufmerksamkeit. Beim Gallery Weekend und danach sind die beiden Tänzer täglich für mehrere Stunden da.

Die Ausstellung ist Teil der Reihe „Porzellan und Vulkan“. In Ausstellungen, Konzerten, Performances und Gesprächen untersucht sie Formen der künstlerischen Kollaboration. Bei Nashat und Linder, die auch privat ein Paar sind, wird zudem Ko-Existenz befragt, das Eindringen in die Sphäre des Anderen.

Oberwallstr. 1, Mitte, bis 15.5., Do–So 12–19 Uhr, Freitag 12–21 Uhr

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