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Foto: Warner

© dapd

Kultur: Ganz groß raus

„Rock of Ages“ rockt – sogar mit Tom Cruise.

Die Garderobe: ein Dschungel. Palmen und Kletterpflanzen füllen den mit Kerzen schummrig beleuchteten Raum. Auf dem Tresen ein zähnefletschender Pavian. In einem Bassin blubbert warmes Wasser. Auf dem Bett spärlich bekleidete Frauenleiber, schlafend übereinandergeschichtet. Die diffuse Körpermasse kommt erst in Bewegung, als sich der muskulöse Korpus eines Mannes mit zwei auf die Hüften tätowierten Colts allmählich zu prachtvoller Größe aufrichtet – um vollends bedröhnt vornüber ins Wasser zu klatschen.

Man muss Tom Cruise nicht mögen, aber sein Auftritt als Rockstar in Adam Shankmans Musicalverfilmung „Rock of Ages“ ist phänomenal. Dabei ist Cruise nur eine Randfigur in dem schlicht gestrickten Plot. Countrysängerin Julianne Hough spielt die Kleinstadtblondine Sherrie, die mit wenig Geld und großen Erwartungen auf dem Sunset-Strip in Los Angeles strandet und im Rockclub „The Bourbon Room“ einen Job als Kellnerin ergattert. Allerdings stehen die Betreiber des legendären Etablissements (Alec Baldwin, Russell Brand) kurz vor der Pleite, und die erzkonservative Bürgermeistergattin Patricia Whitmore (Catherine Zeta-Jones) hetzt zudem eifrig gegen die sündige Location. Rettung kann da nur noch Rockstar Stacee Jaxx (Tom Cruise) mit einem Umsonst-Gig bringen, aber auf den Exzentriker ist nur bedingt Verlass.

Julianne Hough und Diego Boneta geben das Liebespaar im Zentrum der reichlich zusammengeschusterten Story, bleiben aber wegen arg limitierter schauspielerischer Fähigkeiten blass. Umso mehr rocken jedoch die Nebendarsteller. Tom Cruise hat man seit „Magnolia“ nicht mehr so gut gesehen – auch weil er hier die eigenen narzisstischen Posen ins geradezu überirdisch Groteske verformt. Alec Baldwin und Russell Brand sind wunderbar originelle Altrocker, und der fabelhafte Paul Giamatti markiert den perfekten schmierigen Agenten. Catherine Zeta-Jones hebt als Politfurie mit Groupie-Vergangenheit ab – und baut genussvolle Verweise auf die republikanische Fundamentalistin Sarah Palin mit in ihre Performance ein. Dazu Songs von Def Leppard, Joan Jett, Foreigner, Bon Jovi, REO Speedwagon und Whitesnake, und dem groben Spaß steht nichts mehr im Wege. Martin Schwickert

In 17 Kinos; OV Cinestar SonyCenter

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