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Wes Anderson bei der Premiere von "Isle of Dogs" im Berlinale-Palast.

© AFP PHOTO / John MACDOUGALL

Gespräch in der Akademie der Künste: Wes Anderson ist auf den Hund gekommen

Der "Isle of Dogs"-Regisseur Wes Anderson diskutiert in der Akademie der Künste über Hunde und japanische Großstadtfilme.

Wenn Wes Anderson an den Anfang zurückdenkt, sind da drei Bilder. Und wie immer bei dem amerikanischen Sonderling passen sie nicht übereinander: Eine Mülldeponie, ein Kind und Hunde, die allesamt Alphatiere sein sollten, mit den Namen „Chief“, „Boss“, „Rex“, „King“ und „Duke“. Wie daraus ein Film werden sollte, das wussten er und seine langjährigen Co-Autoren Roman Coppola und Jason Schwartzman nicht. Nur soviel: Es würde nicht um die bei Disney oder Pixar beliebte Rudelpsychologie gehen, nach der die Rollen klar verteilt wären zwischen dem Anführer, seinem Sekundanten, dem Loser und all den Mitläufern, die erst lernen müssten, ein Team zu sein. „Außerdem“, sagt Anderson, „notierte ich mir auf einer der ersten Seiten des Skizzenbuchs, keep it poetic, was auch immer das bedeuten sollte.“

Das Ergebnis ist „Isle of Dogs“, ein düsteres Werk über eine Abfalldeponie voller verstoßener Hunde, aufgenommen in Stop-Motion-Technik. Radikal stilisiertes Modellbau-Kino, bei dem die Künstlichkeit des Ambientes wichtiger ist als die Story. Die erzählt von dem Sohn des Bürgermeisters, der seinen Hund sucht, ihn auf der Schrott-Insel auch findet und an die alte Liebe der Menschen zu ihrem treuesten Begleiter appelliert. Ein Rührstück.

Man durfte also gespannt sein, wie Anderson am Donnerstag in der Akademie der Künste erklären würde, sich nach „Der fabelhafte Mister Fox“ abermals dieser ältesten Animationsmethode zugewandt zu haben, um sie mit der japanischen Bildersprache, Manga-Comics, Kabuki-Choreographien und den Großstadtfilmen Kurosawas zusammenzuführen. Der Verein hatte dieses Werkstattgespräch vor 200 Gästen arrangiert, mit Blick auf den Pariser Platz und Sake aus Keramiktassen. Aber mehr als dass der Entstehungsprozess chaotisch, aber inspirierend war, dass die japanischen Übersetzungen des Skripts ein exaktes Timing voraussetzte, erfuhr man wenig.

Stop-Motion passt zu Andersons Denken

Seit „Rushmore“ (1998) wird Anderson für seinen warmherzigen verschrobenen Humor und dem fein ausbalancierten Bombast seiner Fin die Siècle-Arrangements gefeiert. Äußerlich ähnelt er einem Ivy-League-Studenten, in braunem Tweedanzug und kariertem Hemd, die Schultern scheu nach vorne gezogen, als habe er nie so etwas wie Stolz auf seine Marotten entwickeln können. Die Welt zerlegt er unaufhörlich in ihre kleinsten Bestandteile, weshalb die Stop-Motion-Methode auch am besten zu seinem Denken passt. Allerdings beklagt er, dass es nur noch wenige Experten gebe, die Puppen und Trickfilmsequenzen herstellen könnten.

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In dem Bemühen, mehr über Japan als dem Land zu erfahren, in dem er die Handlung ansiedeln wollte, stieß er schnell an Grenzen. „Normalerweise googlen wir, was wir wissen wollen“, Sagte Anderson, „wir müssen nur das passende Schlagwort kennen. Aber das funktioniert nicht, wenn man nicht die richtige Tastatur hat.“

So trieb er seinen Berater Kunichi Nomura an den Rand des Wahnsinns mit seinen nächtlichen Anrufen, die ihm den Schlaf raubten. Aber Kunichi verstand den Regisseur, sei doch völlig allein gewesen.

Wes Anderson scheint nie wirklich über sein Kinderzimmer hinausgelangt zu sein. Seine Filme sind Spielzeuglandschaften. Dass er mit „Isle of Dogs“ auch einen Film über gesellschaftliche Hysterie gemacht hat, blitzt nur einmal kurz in seiner Bemerkung auf, dass ihn die politischen Aspekte nicht interessiert hätten, aber unvermeidlich waren. „Unsere Hunde sind ja Menschen“, sagt er. Eigentlich.

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