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Helen Mirren und Charlotte Le Bon in "Madame Mallory und der Duft von Curry".

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Helen Mirren in „Madame Mallory und der Duft von Curry“: Ganz was Feines

Die Story von Lasse Hallströms neuem Film „Madame Mallory und der Duft von Curry“ liest sich wie ein Déjà-vu der Küchen-Drehbücher - und ist doch wunderbares Hollywood-Schauspielerkino. Dank einer virtuosen Helen Mirren.

Richard Morais’ Romandebüt „The Hundred-Foot Journey“ war ein Welterfolg. Es geht ums Essen und die Liebe, um Indien und Frankreich sowie eine aristokratische Restaurantbesitzerin, die der plötzliche Anprall des Lebens aus ihrer Starre befreit – sämtlich Komponenten, die gerne eine Verfilmung nach sich ziehen. Für die Idee haben sich Steven Spielberg und Oprah Winfrey als Produzenten erwärmt, Regie führt der Genre-Spezialist Lasse Hallström („Chocolat“), die Hauptrolle spielt Helen Mirren. Leider hat der deutsche Verleih statt des lakonisch präzisen Originaltitels „Madame Mallory und der Duft von Curry“ gedrechselt und sich vage an die Titel von Kitsch-Bestsellern angehängt. Aber irgendwie passt es doch. Denn der Film mag stockkonventionell sein – und ist doch wunderbares Hollywood-Schauspielerkino.

Die Story liest sich wie ein Déjà-vu der Küchen-Drehbücher von „Ratatouille“ bis „Bella Martha“ plus Clash of Cultures – als handele es sich um das US-Remake eines kleinen und erfolgreichen europäischen Films. Der junge, genialische Instinktkoch Hassan Kadam (Manish Dayal) wird unter gewaltsamen Umständen aus dem Restaurant der Familie in Bombay vertrieben. Er landet in der tiefsten südfranzösischen Provinz, wo sein Vater, aufrecht stur gespielt vom Bollywood-Übervater Om Puri, direkt gegenüber dem klassisch französischen Sternerestaurant von Madame Mallory das „Maison Mumbai“ eröffnet. Trotz der ortsüblichen Widerstände, trotz Lieferantenboykott und Brandanschlag etabliert der Jungkoch seine feine Curry-Küche, gewinnt das Herz der schönen Sous-Chefin von gegenüber (Charlotte Le Bon), überzeugt Madame Mallory von seinem Können und wechselt selbst die Straßenseite – die lange Hundert-Fuß-Reise, auf die der Originaltitel anspielt. Bald beginnt die Magie der Michelin-Sterne zu wirken, Hassan legt einen märchenhaften kulinarischen Aufstieg hin, gerät in die unausweichliche Krise. Und wenn sie nicht gestorben sind …

Helen Mirren macht den Film zu ihrem Film

Dass man nahezu sämtliche Wendungen der Story vorausahnt, ändert nichts an ihrer Eindringlichkeit. Die Dialoge, im Original wechselnd zwischen Französisch und Englisch mit indischen Einsprengseln, sind pointiert und witzig, die Ausstattung ist opulent bis ins Detail und kaum ein Küchenfilm widmet sich dem Essen selbst so sinnlich und detailfreudig, ohne dass es nach Kochshow oder Werbespot aussähe. Und: Natürlich macht Helen Mirren den Film zu ihrem Film. Die Wandlung der eifersüchtigen Zicke zur empathischen Gönnerin meistert sie so virtuos, wie sie zuletzt auch die Queen in ihrem seelischen Gefängnis verkörperte. In einer der Schlüsselszenen ist sie nur von hinten zu sehen – und eine nur leichte Straffung des Oberkörpers und ein einfaches Aufrecken des Halses machen ihre Verzückung über ein Omelette deutlich.

Auch das Drehbuch geht Klischees – hier die kalte, entwurzelte Pariser Avantgarde, dort die warme ländliche Traditionsküche – keineswegs aus dem Wege. Aber der Gegensatz wird nicht denunziatorisch übertrieben, und sogar die jeweilige Küchenstilistik ist ganz auf der Höhe der Zeit. Ein indisches Restaurant wie das „Maison Mumbai“ ganz in der Nähe? Das wäre fein.

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