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Kim (Riley Keough) muss ihren kleinen Sohn vor einer unsichtbaren Gefahr und einem überprotektiven Familienvater beschützen.

© Universum

Horrorfilm „It Comes at Night“: Das Haus im Wald

Der klaustrophobische Horrorfilm „It Comes at Night“ ist eine Frischenzellenkur für das Genre.

Von Andreas Busche

Großvater geht es schlecht. Sein Gesicht ist von Pusteln und offenen Ekzemen übersät. Seine Tochter Sarah (Carmen Ejogo) spricht ihm hinter der Atemmaske letzte tröstende Wort zu, aber es gibt keine Rettung . Ihr Mann Paul (Joel Edgerton) rollt den Schwiegervater mit einer Schubkarre in den Wald, gibt ihm den Gnadenschuss und verbrennt den Leichnam. Der Teenagersohn Travis (Kelvin Harrison Jr.) sitzt unter Schock im Haus, während draußen sein Großvater entsorgt wird. Der kranke Mann muss sterben, um die Familie zu schützen

Trey Edward Shults schlägt in „It Comes at Night“ einen entschieden härteren Ton an als im Familiendrama „Krishsa“, seinem Regiedebüt. Eine tödliche Epidemie hat die Menschheit dahingerafft, die Überlebenden verschanzen sich. Die Außenwelt ist feindliches Territorium, der Gegner unsichtbar. Ein klassisches Horror-Szenario. Shults kommt allerdings vom Independentkino, dem das Genre zuletzt interessante neue Impulse verdankte: „The Witch“, „A Ghost Story“ oder „It Follows“, den ebenfalls David Kaplan produziert hat.

Paranoia und Coming-of-Age

Das Genre des Zombie-/Epidemie-Horrors nimmt oft eine globale Perspektive ein, Shults hingegen fokussiert wieder die Kernfamilie, den Wald als unheimlichen Ort, die Bedrohung von innen. Vorbilder sind die Klassiker der Siebziger, aber der Indie-Regisseur bringt noch eine andere Sensibilität mit, „It Comes at Night“ ist auch ein Coming-of-Age-Film im Ausnahmezustand. Travis beobachtet den aggressiven und zunehmend paranoiden Überlebenswillen seines Vaters. Als eine junge Familie mit Kleinkind ebenfalls im Haus Unterschlupf findet, verlagert sich die Dynamik. Paul bleibt gegenüber Will (Christopher Abbott) misstrauisch, während sich der introvertierte Travis zu Kim (Riley Keough) hingezogen fühlt. Die pubertierenden Gefühle verwirren, denn hinter der Luftschleuse am Ende des langen Ganges, den die Kamera immer wieder durchmisst, lauert der Tod, jederzeit.

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„It Comes at Night“ ist bravourös in seinem Spannungsaufbau und darin, die Architektur des Hauses selbst zum Medium des Terrors zu machen. Unerbittlich umkreist Shults die zentrale Frage, was das Wesen des Menschen, seine Humanität ausmacht. Travis findet in seinem Vater einen harten Lehrmeister, doch Paranoia ist ein schlechter Ratgeber. Das Fazit fällt reichlich pessimistisch aus.

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