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Flüchtling. Samba (Omar Sy).

© Senator

Im Kino: "Heute bin ich Samba": Ziemlich zarte Liebende

Kino aus Frankreich: „Heute bin ich Samba“ vom „Beste Freunde“-Regieteam, wieder mit Omar Sy.

Mit „Ziemlich beste Freunde“ landeten Éric Toledano und Olivier Nakache 2011 einen der größten Erfolge der französischen Kinogeschichte. Fast 20 Millionen Zuschauer (über sechs Millionen hierzulande) sahen die Komödie, in der die Welt der Großbourgeoisie und das Leben eines afrikanischen Migrantensohnes aus der Pariser Banlieue mit komödiantischer Wucht aufeinanderprallten.

Nun haben sich die Regisseure und Drehbuchautoren erneut mit Hauptdarsteller Omar Sy zusammengetan. Thematisch schließen sie an den Vorgängerfilm an, ohne jedoch ihren eigenen Erfolg bloß kopieren zu wollen. Auch in „Heute bin ich Samba“ geht es vor allem um die enorme Kluft zwischen Arm und Reich, wie sich bereits in der eleganten Kamerafahrt der Eröffnungssequenz erweist.

Eine Hochzeitsfeier ist in vollem Gange. Die Musik dröhnt. Tänzerinnen in Zwanziger-Jahre-Outfits werfen die seidenbestrumpften Beine in die Höhe. Der Saal tobt. Das glückliche Brautpaar schneidet die Hochzeitstorte an. Danach wird sie sofort von livrierten Kellnern durch die Schwingtür in die Küche gebracht, in der mehr als ein Dutzend blitzweiß gekleideter Köche zugange sind. Einer von ihnen bringt einen Stapel Geschirr durch die weitläufigen Küchenkatakomben nach hinten, wo drei Männer afrikanischer Herkunft mit bloßen Händen die Speisereste von den Tellern wischen.

An der Spülmaschine arbeitet Samba (Omar Sy), der vor zehn Jahren aus dem Senegal illegal nach Frankreich gekommen ist. In der Catering-Firma bietet sich für ihn nun die Möglichkeit des Aufstiegs vom Tellerwäscher zum Koch. Als er aber mit dem Arbeitsvertrag in der Hand eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt, wird er inhaftiert – und kommt nach ein paar Tagen mit der Auflage heraus, Frankreich unverzüglich zu verlassen.

Fortan muss sich Samba unsichtbar machen. Bei Rot über die Ampel gehen, eine Fahrscheinkontrolle in der Metro und jedes Zusammentreffen mit der Polizei können zur sofortigen Abschiebung führen. Eigentlich ein Stoff für triste Migrantendramen – aber Éric Toledano und Olivier Nakache finden einen tragikomischen Ton, der die soziale Relevanz des Stoffes mit Melancholie, Lebensfreude und einer angenehm linkisch verlaufenden Liebesgeschichte verbindet.

Alice (Charlotte Gainsbourg) arbeitet ehrenamtlich bei einer Flüchtlingshilfsorganisation. Als Samba vor ihr sitzt, schlägt sie alle Ratschläge, Distanz zu den Klienten zu wahren, in den Wind. Es folgt ein langsames, umständliches Herantasten der Gefühle, das immer wieder von den Turbulenzen des Flüchtlingsalltags unterbrochen wird. Zudem hat Alice mit den Folgen eines Burn-outs zu kämpfen. Das Kennen- und Liebenlernen zwischen Samba und Alice, die aus sehr verschiedenen Welten kommen, ein holpriger Weg, auf dem beide nur stolpernd vorankommen.

„Ziemlich beste Freunde“ – der Film erreichte in Frankreich sechsmal mehr Zuschauer als „Samba“ – arbeitete noch mit gezielt plakativen Kontrasten. Im neuen Film des Regie-Duos weicht der überschäumende Humor einer verhaltenen Komik. Sie verleiht dieser fest in der Wirklichkeit verankerten Migrantenliebestragikomödie einen ganz eigenen, leisen Charme.

In zwölf Berliner Kinos; OmU im Eva, Cinema Paris und Kulturbrauerei

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