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Kultur: Im Pulverdampf

Die Preußenstiftung plant das Kriegsgedenkjahr 2014.

Diesmal waren Bibliothekare die Avantgarde. Sie witterten schon vor Jahren die Chance, eine ganz neue, europäische Basis für die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg zu schaffen. Im Januar wird ein digitales Archiv mit 400 000 Plakaten, Akten, Feldpostbriefen, Kinderbüchern und anderen Dokumenten frei nutzbar sein, für das zehn Nationalbibliotheken aus acht Ländern ihre Bestände durchkämmt haben. Koordiniert hat das gigantische Projekt „Europeana Collections 1914– 1918“ die Berliner Staatsbibliothek, die es Ende Januar auf einer internationalen Konferenz präsentieren wird.

Auch die anderen Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz spüren einen Erwartungsdruck, vor allem aus dem westlichen Ausland, wo „The Great War“ noch stärker als Epochenzäsur wahrgenommen wird als in Deutschland. Das berichtete Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen, bei der Vorstellung des Themenjahres „1914. Aufbruch. Weltbruch“. Eine große Ausstellung der Kunstbibliothek soll das Phänomen der Kunstavantgarden vor 1914 neu durchleuchten, das Ibero- Amerikanische Institut zeigt die Ausstrahlung der Kriegsereignisse bis nach Lateinamerika. Auch die anderen Häuser der Stiftung beteiligen sich, insgesamt 22 Veranstaltungen umfasst das Programm, das vor allem von eigenen Beständen ausgeht. Waren keine internationalen Kooperationen denkbar? Eissenhauer verweist nur auf enorm viele Anfragen nach Leihgaben für Ausstellungen außerhalb Deutschlands.

Unabhängig von der Preußenstiftung plant das Deutsche Historische Museum ab 6. Juni eine Weltkriegsausstellung mit „europäischer und globaler Perspektive“. Eine naheliegende Koordinierung dieser Jubiläumsveranstaltungen war offenbar nicht möglich. Der Erste Weltkrieg scheint kein Fall für professionelles Gedenkmanagement zu sein, wie zuletzt das Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“. Aber es bleiben ja noch vier Jahre Zeit, den Anlass für einen Dialog über alte Schützengräben hinweg zu nutzen. Michael Bienert

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