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In KÜRZE: In KÜRZE

PANORAMA Abteilung Erlaubniswesen: „Out in Ost-Berlin“ von Jochen Hick Angesichts der Remakes und Sequels im Wettbewerb muss es auch dem Panorama erlaubt sein, sich zu wiederholen. Im vergangenen Jahr lief hier „Unter Männern – schwul in der DDR“.

PANORAMA

Abteilung Erlaubniswesen:

„Out in Ost-Berlin“ von Jochen Hick

Angesichts der Remakes und Sequels im Wettbewerb muss es auch dem Panorama erlaubt sein, sich zu wiederholen. Im vergangenen Jahr lief hier „Unter Männern – schwul in der DDR“. Jetzt folgt „Out in Ost-Berlin – Lesben und Schwule in der DDR“. Es ist vom Konzept her derselbe Film, nur mit mehr Gesprächspartnern und mehr politischem Kontext. Also besser.

Jochen Hick hat sein Talent als Dokumentarfilmer bisher damit vergeudet, oberflächliche Pornostars zu porträtieren. Seine Interviews mit Lesben und Schwulen aus der DDR geben viel mehr her. Kaum ein Aspekt wird ausgelassen. Zum Alkoholkonsum verrät eine lesbische Druckerin: „Wir haben getrunken, was es gab, nicht was wir wollten.“

Organisiert hat man sich unter einem nicht sexuellen Vorwand, bei Lesben waren das Fahrten zum KZ Ravensbrück. Diese Fahrten mussten jedoch bei der „Abteilung Erlaubniswesen“ angemeldet werden. Wir erfahren, dass es Romeos, die für die Stasi spitzelnden Gigolos, auch unter Schwulen gegeben hat. Archivaufnahmen zeigen eine Demonstration „gegen Imperialismus und Zionismus“. Und eine vor der Wende übergesiedelte Ost-Lesbe war schwer enttäuscht von den West-Lesben. Mehr darüber erfahren wir hoffentlich auf der Berlinale 2014. Das Thema gibt noch einiges her. Frank Noack

15.2., 17.30 (Cubix 7), 17.2., 15.30 Uhr (Colosseum 1)

SPECIAL

Dörfliches Schweigekartell:

„Top of the Lake“ von Jane Campion

Mitten in die imposante sonnendurchflutete Berg- und Seenlandschaft ihrer Heimat lockt Jane Campion die angeknackste Heldin ihrer Fernsehserie „Top of the Lake“. Die Grand Dame des neuseeländischen Kinos schaute sich die sechs Teile des verwickelten Thrillers mit Koautor Gerard Lee und Koregisseur Garth Davis bei der Berlinale zum ersten Mal in voller Länge an. Sie kann zufrieden sein: Ihre Idee, eine junge Polizeiermittlerin an den Ort ihrer Kindheit zurückzuversetzen, um der Schwangerschaft einer 13-Jährigen, deren Verschwinden und bald einem ganzen Knäuel von Missbrauchs-, Vergewaltigungs- und Totschlagstaten auf die Spur zu kommen, trägt bis zur finalen Auflösung in der sechsten Stunde.

Vom ersten Moment an verrät das verhalten alarmierte Misstrauen der jungen Robin Griffin (Elisabeth Moss), dass sie in der abgelegenen Siedlung, wo die Handlung spielt, selbst ein Trauma erlitt. Ihre spröde Sensibilität für die Frauen des Ortes hilft zwar bei der Aufklärungsarbeit, doch lösen die Begegnungen am See auch die Wiederkehr scheinbar bewältigter Schrecken und Verluste aus.

Weite und Schönheit der Natur stehen in heftigem Kontrast zur bizarren Enge der Siedler-Community. Peter Mullan gibt den brutalen Schurken, einen post- hippiesken Drogenboss, der den Frauen in seiner Drogenküche Jobs verschafft, aber auch viele Kinder mit ihnen gezeugt hat. Der Kerl, unter dem Macho-Panzer ein rücksichtsloses Kind, hat viel auf dem Kerbholz – ist ihm der Inzest mit seiner schwangeren Teenager-Tochter anzulasten? Doch auch andere Autoritäten haben ein Missbrauchskartell errichtet.

Campion nimmt Motive von Stieg Larssons „Verblendung“ auf, indem sie in „Top of the Lake“ sexuelle Gewalt unter dem Deckmantel vorgeblich funktionierender Rechtsverhältnisse bloßlegt. Doch ihr Blick auf die exemplarischen Hinterwäldler ist ironisch gefiltert und vielfach gebrochen: Am See hat sich eine Frauenkommune niedergelassen, lauter psychiatrisierte, leidende Frauen. Ihr Guru – gespielt von Holly Hunter – kommentiert als Alter Ego der Regisseurin souverän cool die Marotten ihres originellen Ü-40-Klubs. Claudia Lenssen

15.2., 18 Uhr (Cinestar Event)

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