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Kino: Die Nazis vom Arsch der Welt

Eine Art Frankenstein-Mengele-Monsterdoktor bastelt an einer Wunderwaffe namens „Götterdämmerung“. Ein toller Trash: „Iron Sky“ von Timo Vuorensola.

„Jumalan selän takana“: Die schöne finnische Redewendung, wörtlich übersetzt „hinter Gottes Rücken“, bezeichnet ziemlich exakt das, wozu die Deutschen, weniger schön, „am Arsch der Welt“ sagen. Nur: Wo genau ist der Arsch der Welt? Noch streiten die Geografen und die Astronomen miteinander, doch die Zuschauer von Timo Vuorensolas „Iron Sky“ wissen es besser: hinterm Mond. Genau da, wo die Nazis hausen.

Einen Haufen ewiger Nazis auf der stets unserem blauen Planeten abgewandten, dunklen Seite des Mondes anzusiedeln: Das ist schon mal eine lustige Idee, aus der besagte finnisch-australisch-niederländisch-deutsch finanzierte Sci-Fi- TrashKlamotte ein Gutteil ihres Charmes bezieht. Auch die zweite Idee ist nett: Die Nazis nehmen einen versprengten afroamerikanischen Astronauten gefangen. Und die dritte: Ein blondes Mädel, eigentlich einem Jungführer versprochen, entwickelt hinter Jungführers Rücken gewisse Gefühle für den Gefangenen, während viertens eine Art Frankenstein-Mengele-Monsterdoktor an einer Wunderwaffe namens „Götterdämmerung“ bastelt, mit der den Nazis eines helleren Tages endlich die Erdherrschaft winkt.

Das allerdings war’s auch schon. Auf der Erde angekommen, geht dem Drehbuch dramatisch der Saft aus, denn dort hausen – gähn! – eine Sarah-Palin-like Präsidentin, die tatsächlich mit dem Slogan „Yes she can“ Wahlkampf macht. Außerdem eine Uno-Nachfolge-Schwatzbude, deren – gähner! – englisch radebrechende Mitglieder irgendwann – am gähnsten! – aufeinander einkloppen müssen. Leider ist zu diesem Zeitpunkt filmischen Nichtgeschehens der Senior-Führer, von Udo Kier zuverlässig dämonisch bekloppt verkörpert, bereits inneren Wirren hinter dem Monde zum Opfer gefallen.

Lustig? Leider nicht genug, um den abgebrühten Kinogänger hinter Gottes Ofen hervorzulocken. Wer bis zum hartbitteren Ende durchhält, wird mit einem Abspann belohnt, auf dessen Filmmetern man glatt von der Erde zum Mond spazieren könnte. Oder umgekehrt, je nach dem, wo man gerade wohnt. jal

In 14 Berliner Kinos; OV im Cinestar Sony-Center, OmU im Babylon Kreuzberg, Central, FaF und International

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