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Heavy Metal. Kampf der Maschinen in "Transformers 3".

© Paramount

Science-Fiction-Spektakel: Transformers 3: Schrott und Asche

Michael Bay unternimmt im dritten Teil des Roboterspektakels "Transformers" einen weiteren Versuch zur Rettung der Welt. Wer ein weiteres hirnloses Sequel befürchtet hat, wird angenehm überrascht.

Von Jörg Wunder

Was, wenn hinter dem Apollo-Raumfahrtprogramm der Amerikaner ein geheimes, viel ungeheuerlicheres Ziel gesteckt hätte als nur jenes, dem Mond einen Besuch abzustatten? Nämlich das, aus einem dort abgestürzten Raumschiff Artefakte einer überlegenen Technologie zu bergen, um sich einen Rüstungsvorsprung im Kalten Krieg zu verschaffen? Bei dem lunaren Wrack handelt es sich um eine Arche vom Maschinenplaneten Cybertron, der im Krieg zwischen zwei Roboterrassen, den Decepticons und den Autobots, fast vollständig zerstört wurde. Die naiven Erdlinge ahnen nicht, dass sie nur Werkzeuge eines langfristigen Plans werden, der eine Wiedererrichtung Cybertrons in unserem Sonnensystem vorsieht.

Soweit die düstere, furios erzählte Exposition von „Transformers 3“. Auch wenn Michael Bays neuestes Science-Fiction-Spektakel diesen Ton oft durch komödiantische Einschübe bricht, zieht sich eine ernste Atmosphäre durch den gesamten Film. Das überrascht umso mehr, als die beiden Vorgänger mit ihren beeindruckenden Materialschlachten im Grunde an kindliche Gemüter gerichtet waren – vorwiegend jene, die seit den Achtzigern mit den in Autos verwandelbaren Spielzeugrobotern der Firma Hasbro aufgewachsen waren.

Wer nach dem unterhaltsamen, aber schlichten ersten Teil und dem entsetzlich blöden Nachfolger „Transformers – Die Rache“ ein weiteres hirnloses Sequel befürchtet hat, wird angenehm überrascht. Denn zum ersten Mal gelingt es Bay, ein glaubwürdiges Bedrohungsszenario aufzubauen. Zwar wurde auch in Teil 1 und 2 permanent vom bevorstehenden Weltuntergang durch die Machenschaften der bösen Decepticons gefaselt. Doch dann lief es wieder nur auf ein paar zerbombte Straßenzüge oder angeknabberte Pyramiden hinaus, ehe die Koalition aus gutmütigen Autobots und (amerikanischem) Militär den sinistren Plänen der Robot-Aliens den Garaus bereitete.

Diesmal jedoch sieht man jeder der überraschend kurzweiligen 157 Minuten an, wohin die rund 200 Millionen Dollar Produktionskosten geflossen sind. So wird das Zentrum von Chicago in einem beispiellosen Zerstörungsballett mit atemberaubend choreografierten 3-D-Bildern in Schutt und Asche gelegt. Da wühlt sich ein gigantischer Metallwurm durch ein einstürzendes Hochhaus, während ein Häuflein Soldaten durch einen Hurrikan aus Glassplittern, umherfliegenden Büromöbeln und berstenden Betonträgern verzweifelt einen Weg ins Freie sucht.

Riesige Raumschiffe schweben apokalyptisch über Wolkenkratzerruinen und schicken immer neue Kampfdruiden in eine offenbar längst entschiedene Schlacht. Die Szenen, in denen die Bewohner der Stadt von fliegenden Drohnen und alles zermalmenden Riesenrobotern durch Häuserschluchten gejagt und massenhaft eliminiert werden, sind heftig und lassen an Steven Spielbergs beklemmendes „Krieg der Welten“-Remake denken. Die Härte der Combat Action erinnert an James Camerons Sci-Fi-Klassiker „Aliens – Die Rückkehr“.

Zum Glück hat man die sagenhaften Gewinne aus den ersten Teilen – „Transformers“ spielte weltweit 700 Millionen, Teil 2 über 800 Millionen Dollar ein – nicht nur in die sensationellen Spezialeffekte reinvestiert, die sich über einen Großteil des Films erstrecken. Mindestens ebenso wichtig ist das im Genrevergleich durchaus plausible Drehbuch mit pointierten Dialogen und einer geglückten Spannungskurve. Noch wichtiger: die Verpflichtung namhafter Schauspieler.

Im Zentrum des Geschehens steht wieder der inzwischen 25-jährige Shia LaBeouf, der den im Alltag rührend unfähigen, im Ernstfall aber todesmutigen Durchschnitts-Nerd Sam Witwicky spielt. Natürlich riecht dieser, eine Konstante in der „Transformers“-Reihe, den Verschwörungsbraten viel eher als all die großmäuligen Geheimdienstler und Militärs, deren Arroganz die Krise erst mal verschlimmert. So ist es am Ende wieder der kleine Witwicky und seine Fähigkeiten als Roboterflüsterer, die den Hauptbeitrag zur Weltrettung leisten.

Ihm zur Seite agieren etliche Bekannte aus den ersten beiden Teilen: die putzigen Eltern, die nibelungentreuen Soldaten, die natürlich lieber ihr eigenes Leben opfern, als einen Kameraden zurückzulassen. John Turturros Rolle als Supergeheimagent, bislang eine reine Karikatur, wurde neu definiert, er darf jetzt immerhin schrullig und clever sein. Zudem liefert er sich nun hinreißende Schauspielduelle mit neu hinzugekommenen Stars wie Frances McDormand, John Malkovich und Patrick Dempsey, deren darstellerisches Können ein wohltuendes Gegengewicht zum drohenden Technik- Overkill bildet. Science-Fiction-Fans dürften sich zudem freuen, dass der gute alte Leonard „Mr. Spock“ Nimoy dem reaktivierten Autobot-Anführer Sentinel Prime nicht nur sein sonore Stimme leiht, sondern auch für dessen metallene Gesichtszüge Pate stand.

Natürlich gäbe es einiges zu meckern. Etwa, dass Rosie Huntington-Whiteley als Witwickys neues love interest alle Vorurteile über schauspielernde Models bestätigt: Schlafzimmerblick, Schlauchbootlippen, viele Kurven, aber wenig Ausdruck. An ihre Vorgängerin Megan Fox reicht sie nicht heran, aber die hatte sich im Vorfeld durch abfällige Äußerungen über den Regisseur diskreditiert. Die Musik ist, leider fast eine Selbstverständlichkeit bei US-Actionfilmen, überwiegend quälend: entweder bombastische Soundtrack-Soße oder nervtötender corporate rock von abgehalfterten Bands wie Linkin Park oder Goo Goo Dolls. Auch die Logik bleibt gelegentlich auf der Strecke, etwa wenn sich Witwickys persönlicher Autobot-Beschützer Bumblebee trotz aller im Kampf erlittenen Blessuren stets wieder in einen makellosen, strahlend gelben Chevrolet Camaro verwandelt. Und natürlich kann Michael Bay zum dröhnenden Finale hin nicht auf sein übliches militaristisches Pathos mit flatternden Sternenbannern und abgekämpften, aber siegreichen Helden verzichten.

Doch das sind letztlich Petitessen im Gesamtangebot dieses idealen Sommer-Blockbusters, der für den saftigen Eintrittspreis (Überlänge plus 3-D) einen fairen Gegenwert bietet.

In 18 Berliner Kinos, OV im CineStar Sony Center

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