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Im kleinen Schwarzen mit hochgeschlossenem weißen Kragen und dezenter Kreuzkette präsentierte Madonna "W.E."

© Reuters

Madonna in Venedig: Vom Luxus der Liebe

Auf den glamourösen Festspielen präsentierte die "Queen of Pop" ihren Film "W.E.". Mittels perfekt ausgesuchtem Dekor lässt sie eine Jahrhundertromanze aufleben.

Madonna ist ungeduldig. Ihr stellt aber auch Fragen, ruft sie den Journalisten am Donnerstag zu, wenige Stunden, bevor ihr Film „W.E.“ in Venedig uraufgeführt wird. Aber dann steht sie Rede und Antwort, als seriöse Filmregisseurin, nicht als Pop-Ikone, die in der Lagunenstadt einst Skandalmusikgeschichte schrieb, als sie 1984 für ihr „Like a Virgin“-Video lasziv in einer Gondel posierte, und die für ihren jetzigen Aufenthalt Suiten in gleich fünf Luxushotels reservierte. Jetzt sitzt die 53-Jährige auf dem Podium im Konferenzsaal des Filmfestivals, trägt ein kleines Schwarzes mit hochgeschlossenem weißen Kragen und dezenter Kreuzkette, sagt, dass Luxus allein nicht glücklich macht, dass sie als Kind mit Filmen aufgewachsen ist und sie mit ihrem Film der größten Liebesgeschichte des 20. Jahrhunderts auf den Grund gehen wollte.

Die Jahrhundertromanze, das ist die Amerikanerin Wallis Simpson, wegen der Edward, der Prinz von Wales, auf den englischen Thron verzichtete. Man kennt die Story spätestens seit „The King’s Speech“: Wegen der Liaison der verheirateten Wallis mit Edward (daher der Titel „W.E.“) trat stattdessen sein stotternder Bruder George die Thronfolge an. Das faszinierte Madonna: „Die Leute haben Wallis nicht verstanden. Was ist das für eine Frau, für die ein Mann sein Land opfert, seine gesamte Macht?“ Eine Ehrenrettung für eine geächtete, unabhängige Frau, der eine Affäre mit NS-Reichsminister Ribbentrop nachgesagt wird und die sich im Exil mit Edward lebenslang in einem endlosen Reigen von Dinnerpartys gefangen sah, im goldenen Käfig der Liebe?

Madonna trägt ihr blondes Haar offen, keine Sonnenbrille schützt sie vor den Blicken der Meute. Sie entspannt sich, als klar wird, dass die Presse im Saal nicht über ihren Film herzufallen gedenkt, der sich doch allzu sehr in perfekt arrangierten Accessoires und Dekors erschöpft. Nicht nur in der 30er-Jahre-Welt von Wallis, sondern auch in der Parallelstory über die unglücklich verheiratete New Yorkerin Wally, die eine Obsession für Wallis entwickelt. Vor allem für deren Roben, Juwelen und Mobiliar, die bei Sotheby’s gerade versteigert werden.

Madonna sagt auch etwas über sich, wenn sie meint, dass Berühmtheiten wie Wallis von der Öffentlichkeit oft auf einen Spruch reduziert würden. Material Girls und ihre Ahnenreihe: Madonna strahlt, als ihre Schauspieler sie loben. Ob sie ihren Thron als Pop-Queen denn für einen Mann oder eine Frau opfern würde, will einer wissen. „Ich kann doch beides haben“, pariert Madonna, „nein, alles drei“. Um später auf den genetisch bedingten Kinderwunsch aller Frauen zu sprechen zu kommen: Libertinage und Biologismus, eine seltsame Mischung. An diesem Freitag wird sie in Venedig übrigens den ersten Gucci-Award für Frauen im Filmgeschäft verleihen. Glamour, wem Glamour gebührt.

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