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Durch Töne verbunden. Der Ukrainer Abrascha (Elin Kolev), die deutsche Hanna (Mathilda Adamik) und die Ukrainerin Larissa (Imogen Burell). Foto: dpa

© dpa

Kultur: Kriegsmusik

Im Kino: „Wunderkinder“, ein deutsches Drama

Seit über 60 Jahren produziert der inzwischen 93-jährige Artur Brauner Filme über die Shoah und die NS-Zeit. Brauner ist vielfach dafür ausgezeichnet worden, für einzelne Arbeiten wie „Die Weiße Rose“ (1982) oder „Hitlerjunge Salomon“ (1990) ebenso wie für sein Gesamtwerk. Seit 2009 sind 21 seiner Produktionen außerdem in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem ständig zu sehen. Brauner war einer der ersten und lange auch einer der wenigen, der überhaupt Filme über den Nationalsozialismus produzierte. Häufig musste er sich damit abfinden, dass sie – im Gegensatz zu etlichen anderen seiner über 300 Spielfilme – an der Kinokasse kaum erfolgreich waren.

Das lag nicht nur am deutschen Publikum, das bis in die späten sechziger Jahre nicht mit der Vergangenheit konfrontiert werden wollte. Sondern auch an den Filmen selbst, die oft mit Klischees arbeiteten, hart an der Grenze zum Kitsch. Auch „Wunderkinder“ ist eine Brauner-Produktion: ein Drama vor dem Hintergrund der deutschen Besatzung der Ukraine ab 1941, bei dem der TV-erfahrene Marcus O. Rosenmüller Regie geführt hat.

Der Zwickauer Geiger Elin Kolev spielt die Hauptrolle des Abrascha, er ist ein echtes Wunderkind. Wie seine Freundin Larissa, eine Pianistin, wird er von einer engagierten Lehrerin (Gudrun Landgrebe) unterrichtet, die Kinder treten vor den höchsten Funktionären der Sowjetunion auf. Als Hanna, die Tochter des deutschen Bierbrauers Max Reich (Kai Wiesinger), die beiden spielen hört, setzt sie alles daran, mit ihnen musizieren zu können. Die Freundschaft der Kinder führt dazu, dass nach Hitlers Bruch des Nichtangriffspakts die jüdisch-ukrainischen Familien die Deutschen verstecken. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen kehren sich die Verhältnisse um: Nun verstecken die Deutschen die Ukrainer.

Die Menschlichkeit triumphiert über die Politik. Diesem hehren Anliegen fällt die Authentizität der Darstellung ebenso zum Opfer wie die Sorgfalt bei der Ausstattung. Und die Filmmusik braust immer dann auf, wenn vom Publikum emotionale Erschütterung erwartet wird. Die Virtuosität des kleinen Stargeigers geht dabei unter. Daniela Sannwald

Cinemaxx Potsdamer Platz, Filmkunst 66, Kino in der Kulturbrauerei, Colosseum

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