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Blick in die Koje der Wiener Galerie Hubert Winter.

© Viennacontemporary

Kunstmesse Viennacontemporary: Da schau her!

Die Wiener Kunstmesse Viennacontemporary setzt auf Ost- und Südeuropa und will sich preislich in der Mitte etablieren. Eine gut aufgestellte Messe in angenehmer Größe.

Wien wird international. Während gegen Abend das übliche lokale Szenepublikum die Halle der Viennacontemporary im Stadtteil Sankt Marx füllt, waren am exklusiveren Nachmittag viele auswärtige Sammler zu beobachten. In den fünf Jahren seit Antritt der Direktorin Christina Steinbrecher hat sich die früher als Viennafair firmierende Messe aus einem tiefen Tal emporgearbeitet.

Ein Schlüssel zum Erfolg war die stärkere Fokussierung auf den Bereich Ost- und Südosteuropa. Das sei keine Selbstverständlichkeit, wie Steinbrecher erklärte, aber die international oft unerfahrenen Galerien seien auf Zack: „Der Fokus funktioniert für die süd- und osteuropäischen Galerien, wenn sie ihren Auftritt gut durchdacht haben. Museale Großpräsentationen sind schwierig. Aber die Galerien lernen auch sehr schnell, was das Wiener Publikum – die lokalen und die auswärtigen Besucher – gerne kaufen.“

Mittlerweile sind auch alle international bekannten Wiener Galerien wieder mit im Boot. Viele von ihnen zeigen einen Mix aus etablierteren Positionen und Ungewöhnlichem. Bei der Koje von Hilger gibt es auf der einen Seite Street Art und auf der anderen einzelne Wände mit Künstlern aus dem traditionelleren Programm. Die Wiener Galerie Christine König hat eine Hälfte ihres großen Standes dem Kollektiv Acta überlassen, das die Wände vollflächig von Dan Perjovschi collagieren lässt (unverkäuflich). Arbeiten unterschiedlichster Künstler kommentieren darauf unsere turbulenten Zeiten : von Kugelschreiberzeichnungen von Ovidiu Anton (1200 Euro) bis zur großen Kohlezeichnung von Jimmy Durham (18 000 Euro). Bei Charim bildet eine in den Gang ragende knieende Ritterrüstung der Berlinerin Anca Munteanu Rimnic einen hintergründig humorigen Kundenstopper (um 20 000 Euro).

Mut zum Risiko

Auch deutsche Galerien nutzen die Wiener Messe als Plattform im Herbst. Dabei hilft nicht zuletzt das moderate Preisniveau. „Im europäischen Vergleich bewegen wir uns in der Mitte“, so Steinbrecher. „Noch verdienen wir kein Geld. Wir wollen den break even in zwei Jahren erreicht haben. Das soll mithilfe weiterer Partner geschehen und nicht, indem wir auf ein höheres Preisniveau kommen. Wir glauben, dass man auf diese Art durchaus profitabel arbeiten kann.“

Das gilt auch für die Kölner Galerie Hammelehle und Ahrends, sie profitiert von der Attraktivität der Stadt. Die beiden Galeristen hatten 2015 festgestellt, dass ihre treuen deutschen Kunden ihnen gern für ein Wochenende nach Wien hinterherreisen. Dazu kommen die neuen Kontakte, außerdem hat das Duo zwei Österreicher im Programm – lauter Gründe, um im Herbst eine weitere Messe in einem deutschsprachigen Raum zu beschicken. Mit Jens Wolf, Matthias Schaufler und Stephan Jung hat die Galerie allerdings ausschließlich Berliner Künstler dabei. Daniel Marzona, seit zwei Jahren in Berlin Galerist, sucht vor allem Kontakt zu Wiener Sammlern. Kuratoren kennt er einige, aber ansonsten ist Wien Neuland für ihn, wie er erklärt. Marzona zeigt den jungen Georgier Vajiko Chachkhiani mit Arbeiten (3500-5000 Euro), die Gregor Schneider als Lehrer zwar verraten, die in ihrer Archaik aber eine eigene Position behaupten. Den Mut zum Risiko befördert bei Marzona sicherlich das vergleichsweise günstige Preisniveau der Viennacontemporary.

Insgesamt gut aufgestellt

Der ebenfalls aus Berlin angereiste Galerist Volker Diehl inszeniert einen „East Western Drawing Room“. Das Spektrum reicht von einem Großformat des Berliner Malers Martin Assig (20 000 Euro) bis zu einer Zeichnung des rumänischen Künstlers Konstantin Flongor aus den siebziger Jahren (18 000 Euro). Nicht nur bei ihm spielen Ost- und Südosteuropa eine Rolle, so dass der Fokus auf Ex-Jugoslawien und Albanien kaum auffällt.

Die Gruppe der deutschen Aussteller mit insgesamt 21 Teilnehmern nicht mitgezählt, sind mehr ost- als westeuropäische Galerien vertreten. Bei der angenehmen Größe von rund 120 Ausstellern ist die Viennacontempary insgesamt gut aufgestellt: Nur gut ein Drittel der Aussteller stammt aus Österreich. Aus Frankreich und Belgien lässt sich bisher jedoch keine der bekannten Galerien blicken. Der Blick Richtung Westen reicht nicht weit.

Viennacontemporary, Marx-Halle, Karl-Farkas-Gasse 19, www.viennacontemporary.at

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