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Kultur: Liebe ist, wenn man trotzdem lacht

Verwirrspiele in Paris: „Unter dem Regenbogen“ – von und mit Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri.

Sie sind das Power-Couple der Pariser Intellektuellen-Schickeria: Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri, die als Schauspieler, Autoren und Regisseure in Theater und Kino arbeiten und zeitweise auch privat ein Paar waren. Ihr gemeinsames Werk setzen sie nun, anknüpfend an ihre Kinoerfolge „Lust auf anderes“ (2000), „Schau mich an!“ (2004) und „Erzähl mir was vom Regen“ (2008), mit einem weiteren Ensemblefilm fort. Das drehbuchgemäß fein miteinander verknüpfte Personal ist bekannt: Angehörige der oberen bis mittleren Mittelschicht aus verschiedenen Generationen, gebildet und – nicht zu vergessen – ansehnlich.

Typisch für die Filme der beiden ist, dass sie selbst mitspielen: Nicht in einem selbst geschriebenen Film aufzutreten sei etwa so, wie eine Party vorzubereiten, zu der man dann nicht geht, hat Agnès Jaoui mal in einem Tagesspiegel-Interview gesagt. In „Unter dem Regenbogen“ nun gibt Bacri einen griesgrämigen Fahrlehrer, der kurz vor dem Datum seines von einer Hellseherin vorausgesagten Todes verständlicherweise noch unleidlicher wird. Jaoui verkörpert eine erfolglose Schauspielerin, die sich mit dem Inszenieren von Kindertheaterstücken über Wasser hält. Oft trägt sie ein Feenkostüm und versucht, mittels eines Zauberstabes Ordnung in das Chaos zu bringen, das die als Pilze, Bäume und Waldtiere verkleideten Kinder bei den Proben anrichten – mit mäßigem Erfolg.

Ein bisschen scheint Jaoui die Zauberkraft unterdessen auch beim Regieführen abhandengekommen zu sein – arg viele Figuren mitsamt ihren an sie geknüpften Erzählsträngen wimmeln im Film herum. Es geht, wie in einem französischen Film nicht eben überraschend, um die Liebe und um das, was Paare zusammenhält, wenn sie nicht mehr verliebt sind. Es geht um glückliche und traurige Scheidungskinder, um Treue und Verrat, um Religion und Aberglauben, um Märchen und Musik, schließlich um den Tod. All das wird zudem auf zwei ästhetisch sehr unterschiedlichen Ebenen inszeniert, Themen und Figuren changieren zwischen Realität und Traum, zwischen mythischen Wesen und Menschen aus Fleisch und Blut.

Das alles ist einerseits verwirrend, andererseits nett anzuschauen. Paris zeigt sich auch im Winter von seiner besten Seite, Ausstattung und Kostüm spiegeln nicht nur den jeweiligen sozialen Status der Figuren wider, sondern verraten auch etwas über deren mythische Konnotation: Die chaotische, unkonventionelle gute Fee wohnt in einem überladenen Hexenhäuschen, der intellektuelle Verführer verfügt über ein Wohnzimmer mit glatten, glänzenden Oberflächen, und das Kompositionstalent, ein unerkannter Prinz, haust in einer so unaufgeräumten wie gemütlichen Studentenbude.

Und wenn Jaoui und Bacri nächstes Mal die Party schwänzen und sich aufs Schreiben und Inszenieren beschränken? In „Unter dem Regenbogen“ wollen sie einfach zu viel. Daniela Sannwald

Bundesplatz, Cinemaxx, Filmkunst 66;

OmU im Babylon Mitte und fsk

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