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Szene aus "The Riot Club"

© dpa

Lone Scherfigs Campusfilm "The Riot Club": Cheers, ihr Schnösel!

Asozialität um jeden Preis: In "The Riot Club" erzählt Lone Scherfing vom schamlosen Treiben einer elitären Studentenverbindung und zeichnet damit ein schonungsloses Bild der britischen Klassengesellschaft.

Es ist ein Triumph, buchstäblich ein Gipfelmoment. Miles (Max Irons) hat es an die Universität von Oxford geschafft, eine der besten Lehranstalten der Welt. Beim feierlichen Erstsemesteressen hat er mit äußerst gut aussehenden Studentinnen Champagner getrunken. Jetzt sitzt er mit der vielleicht attraktivsten dieser Studentinnen auf dem Dach und genießt in der lauschigen Sommernacht den letzten Champagner. Lauren (Holliday Grainger) fragt ihn, ob er posh sei, ein Kind der Oberschicht. „Nein“, entgegnet Miles, „ich bin normal. Meine Eltern hörten ,Sketches of Spain‘ von Miles Davis, als sie mich zeugten. Daher mein Name.“ Doch jetzt fühlt sich Miles als König der Welt, ein wenig wie Leonardo DiCaprio in der Bugspitze der „Titanic“: „Nach Oxford zu kommen ist wie auf 100 Partys eingeladen zu sein. Ich will auf alle!“

„The Riot Club“, inszeniert von der Dänin Lone Scherfig, erzählt die Geschichte eines Aufsteigers, der seiner Herkunft zu entkommen versucht. Miles gerät an eine Gruppe von Studenten um seinen ehemaligen Mitschüler Hugo (Sam Reid), die arrogant, adlig und überaus posh sind. Einer von ihnen kann Limericks auf Latein improvisieren, ein anderer wirft den Schlüssel seines Sportwagens weg, nachdem ein Freund hineingekotzt hat. Miles fühlt sich geehrt, als die Schnösel ihn einladen, Mitglied des „Riot Clubs“ zu werden. Angeblich geht die elitäre Studentenverbindung auf einen Lord Riot aus dem 18. Jahrhundert zurück.

Ziel des Riot Clubs: Exzess und Eskalation

Von ihm heißt es: „Nichts tat er ohne Freude und alles bis zum Exzess.“ Dieses stete Zuviel ist das Ziel aller Aktivitäten des Klubs. Das beginnt mit eskalierenden Saufgelagen und hört mit dem Demolieren von Studentenbuden noch keineswegs auf. Miles’ Freundin Lauren mögen seine neuen Freunde nicht, weil sie aus einfachen Verhältnissen stammt und – igitt! – eine öffentliche Schule besucht hat. Miles, so viel ist klar, wird sich entscheiden müssen. „The Riot Club“ blickt schonungslos auf die Klassenunterschiede der britischen Gesellschaft und ihre subtilen Ausschlussverfahren, wie es so präzise wohl nur einer Nicht-Britin gelingen kann.

Der auf einem Theaterstück basierende Film beginnt als Komödie im holzgetäfelten Ambiente von „Harry Potter“ oder „Wiedersehen mit Brideshead“. Wie er sich im 20-minütigen Finale dann zum Drama wandelt, ist atemberaubend. Der Klub veranstaltet in einem abgelegenen Pub sein Jahresdinner, das „eine Kunstform“ sein soll. Miles wird gedemütigt, eine Prostituierte ist gebucht, und erstmals richtet sich die Gewalt auch gegen Menschen. Die volltrunkenen Studenten glauben, sich alles herausnehmen zu dürfen, weil sie es sich finanziell leisten können. Aber für ihre Asozialität reicht kein Geld dieser Welt.

Colosseum, Cinemaxx Potsdamer Platz, Cubix, Cinestar Tegel; OmU: Central, Rollberg; OV: Cinestar Sony Center

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