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Kultur: Macht die Tür auf!

SPECIAL Die Doku „Ai Weiwei: Never Sorry“.

Bei Ai Weiwei zu Hause in Peking leben 40 Katzen. Eine davon ist in der Lage, Türen zu öffnen, indem sie zur Klinke hochspringt. Was unterscheidet die Katze vom Menschen, fragt Ai Weiwei? Dass sie die Tür nicht wieder schließt. Und weil Ai Weiwei, Chinas berühmtester Künstler und Regimekritiker, so unermüdlich für Öffentlichkeit kämpft, für offene Kommunikation und zugängliche Informationen, ist die Katzengeschichte zu Beginn ein Versprechen. Darauf, dass dieser Film Bilder findet für das, was Ai Weiwei so besonders macht, seine Person, seine Kunst, sein Engagement, das Gesamtkunstwerk seiner Arbeit.

Leider bleibt die Dokumentation der Amerikanerin Alison Klayman, die von 2006 bis 2010 in China lebte, konventionell. „Ai Weiwei: Never Sorry“ beschränkt sich auf gediegene TV-Doku-Ästhetik, man sieht den Künstler am Computer, im Atelier, bei Ausstellungen in München und London oder den Recherchereisen ins Erdbebengebiet von Sichuan. Ansonsten bedient sich Klayman aus Ais reichem eigenem Material – in zwei Jahren verfasste er allein 15 Dokus – und lässt andere Künstler, Kuratoren und Journalisten zu Wort kommen. Der Film endet mit Ai Weiweis Verhaftung im April 2011 und seiner Freilassung im Juni, bei der er die wartenden Journalisten um Verständnis bittet. Er möchte nichts sagen. Der Künstler sei dennoch nicht eingeschüchtert, sagt die Regisseurin im Haus der Berliner Festspiele, er will nur vorsichtig sein, bis zum 22. Juni, dann endet sein Reise- und Interviewverbot. Ihr Gesprächspartner Klaas Ruitenbeek, Direktor des Museums für Asiatische Kunst, bestätigt das gern, er hat den Künstler im September in Peking besucht.

Ai Weiwei, der Kommunikationskünstler. Wie er unentwegt bloggt und, seit sein Blog gesperrt ist, seine berühmten Einzeiler twittert und immer mit Team unterwegs ist, das beeindruckt dann doch. Er filmt, wie sein Videograf die Polizei filmt, die wiederum ihn filmt – und stellt es online. Wer ihn drangsaliert, mit dem sucht er das Gespräch, fragt nach, diskutiert. Ein zum Schweigen gebrachter Ai Weiwei? Unvorstellbar. Christiane Peitz

13.2., 18 Uhr (Cubix 8)

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