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David Garrett im Film "Der Teufelsgeiger".

© dpa

David Garrett spielt den "Teufelsgeiger": Paganini ante portas

Stargeiger David Garrett hat den Schritt auf die Leinwand gewagt. In "Der Teufelsgeiger" schlüpft er in die Rolle des exzentrischen Genies Paganini und spielt das, was er am besten kann: sich selbst.

Der Teufel kommt meist ungelegen. Gerade noch wähnt man sich Herr seines Schicksals, da betritt der Leibhaftige auch schon das Gemach, baut sich vor der zerwühlten Bettstatt auf und streicht durch seinen Bart, der in zwei haarigen Hörnchen ausläuft. Nur unwillig schaut David Garrett, der in dem von ihm produzierten Film „Der Teufelsgeiger“ Niccolò Paganini darstellen soll, auf vom Schoß einer Gespielin.

Doch der Teufel, der in Gestalt des Künstleragenten Urbani (Jared Harris) auftaucht, lässt nicht locker. Er verspricht, dass dem Musiker diese Welt zu Füßen liegen wird. Und Paganini, der hier offenkundig umfassend Schminktipps aus „Fluch der Karibik“ abgeguckt hat, lässt sich tatsächlich von seinem Ehrgeiz packen. Papa hatte ihn aber auch zu sehr gehauen für seine ersten eigenen Kompositionsversuche.

Wer etwas über den historischen Paganini erfahren will, der von Kindheit an entstellt war, der seinen kranken, von der Syphilis geschüttelten Körper zu dem eines geigenden Vampirs stilisierte, der den Typus des reisenden Virtuosen prägte, wird in „Der Teufelsgeiger“ nicht fündig werden. Der gefeierte Crossover-Fiedler David Garrett versucht gar nicht erst, das exzentrische Genie zu verkörpern. Er spielt das, was er am besten kann: sich. „Ich kenne mich selbst – und ich muss nicht jedem gefallen“, ist das schleppend vorgetragene Credo von Paganini-Garrett. David arbeitet derzeit unüberhörbar hart daran, geigend die Grenzen zwischen E und U einzureißen, während Niccolò durch die Welt irrlichterte und bizarre Schatten warf.

Dämonisch ist nichts an der gut zwei Stunden währenden Inszenierung von Bernard Rose, die um Paganinis oft verschobenes Debüt in London kreist. Helmut Berger hat einen kurzen Lästerauftritt als aus dem Leim gegangener Lord, Veronica Ferres spielt mit zusammengepressten Lippen eine alternde Sängerin. Wenn Garrett denn endlich spielt, erhält die Musik einen stampfenden Soundtrack–Beat. Doch das allein löst keineswegs jenen seligen Schwindel aus, wie ihn etwa ein Baz Luhrmann an guten Tagen entfachen kann.

Die Kniffe, mit denen Paganini staunen machen konnte, beherrscht heute jeder junger Geiger. Das spürte auch Kinski, als er sich Niccolò vornahm, das hat auch Exzentrikerfilmer Ken Russell gewusst, dem „Der Teufelsgeiger“ gewidmet ist. An leibhaftiger Fankost hätten sie niemals mitgekocht.

In 14 Berliner Kinos; Originalversion im Cinestar SonyCenter

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