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Oper: Luciano Pavarotti ist tot

Er war einer der Operngiganten des 20. Jahrhunderts. Jetzt ist der Tenor Luciano Pavarotti im Alter von 71 Jahren gestorben.

Luciano Pavarotti - dieser Name war, ist und bleibt ein Synonym für unvergessliche musikalische Momente des 20. Jahrhunderts. Kaum ein anderer Tenor hatte eine derartige Bühnenpräsenz wie der Dreizentnermann aus der norditalienischen Stadt Modena, kaum einer war so charismatisch wie er. "Big Luciano" liebte sein Publikum, er liebte die ganz großen Auftritte, bei denen die Menschen ihm zu Füßen lagen. Immer wieder hat Pavarotti deshalb seinen Bühnenabschied hinausgezögert, genoss noch das Bad in der Menge, als er das hohe C schon längst nicht mehr präzise traf. Jetzt starb der "Tenorissimo" im Alter von 71 Jahren an einem Krebsleiden - und die ganze Opern-Welt trauert.

Sein schwergewichtiger Körper bereitete ihm schon jahrelang Probleme. Immer wieder musste er Konzerte etwa wegen Rückenproblemen absagen, zeitweise soll er fast gelähmt gewesen sein. Im vergangenen Jahr schließlich wurde bei dem Tenor ein Tumor an der Bachspeicheldrüse diagnostiziert. Bei einer Operation in New York wurde ihm der Tumor zwar von Spezialisten entfernt, der Sänger erholte sich jedoch anschließend nicht mehr. Trotz aller gesundheitlichen Probleme aber absolvierte der Bäckersohn weiter Auftritt um Auftritt und saugte den Jubel und tosenden Applaus der Fans auf - ein Jungbrunnen für den Maestro.

Letzter Auftritt in Turin

Einen letzten, unvergesslichen Auftritt hatte er am 10. Februar 2006 bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin. Noch einmal betrat "Big Luciano" die Bühne und schmetterte sein Paradestück "Nessun Dorma" aus Puccinis Turandot. Es war, als ahnte er es selbst: Es sollte sein letzter Vorhang sein. Vielen Anhängern stiegen die Tränen in die Augen. Als der alternde Star noch einmal alles gab, von "Speranza" (Hoffnung) und "Amore" (Liebe) sang, war das Gänsehautatmosphäre pur.

Auch privat hatte er erst kurz zuvor neues Glück gefunden. Nach der Scheidung von seiner Ehefrau Adua - mit der er drei erwachsene Töchter hat - heiratete er Ende 2003 seine langjährige Freundin, die 30 Jahre jüngere frühere Sekretärin Nicoletta Mantovani. Sie hatte wenige Monate zuvor die gemeinsame Tochter Alice zur Welt gebracht. In die Vaterfreuden mischte sich bei Pavarotti aber auch tiefe Trauer: Der Zwillingsbruder des Mädchens überlebte die Geburt nicht. "Ich bin ein unglücklicher Mann, das ist einer der schlimmsten Tage meines Lebens", zitierten italienische Medien Pavarotti damals.

115 Vorhänge als Nemorino in Berlin

"Seine Stimme erkennt man unter hundert anderen heraus", schwärmte ein Konzertveranstalter in Deutschland einmal. Nicht umsonst wurde der "Tenorissimo" Jahrzehnte lang rund um die Welt gefeiert. Für die Rolle des Nemorino in Donizettis "Liebestrank" bekam er 1988 in Berlin 115 Vorhänge. Immer wieder glänzte er auch als Rudolf in Puccinis "La Bohème" - jener Rolle, mit der er am 29. April 1961 in der norditalienischen Stadt Reggio Emilia sein Bühnendebüt gab.

Als Pavarotti 1964 am Covent Garden in London für den erkrankten Giuseppe di Stefano einsprang, begann seine Weltkarriere. Zwei Jahre später gab er sein Debüt an der Mailänder Scala, 1968 an der New Yorker Met. 1993 lockte der Mann mit dem Vollbart und dem Frack eine halbe Million Fans in den New Yorker Central Park.

"Die drei Tenöre" - weltweiter Erfolg

Weltberühmt wurde auch das Unternehmen "Die drei Tenöre" zusammen mit Placido Domingo und José Carreras. Mit den gemeinsamen Auftritten taten sich ganz neue Dimensionen auf - vor allem finanziell. 1990 nutzte das Trio die Fußball-Weltmeisterschaft in Italien für einen weltweit ausgestrahlten Auftritt. Der Live-Mitschnitt sei mit mehr als zehn Millionen verkauften Platten und CDs der "größte Klassik-Bestseller der Schallplattengeschichte", jubelten Branchenkenner anschließend. Schon damals sang Pavarotti die Arie "Nessun Dorma" des Prinzen Kalaf - das Stück wurde zur Hymne der WM.

Dass Opern-Puristen über solche musikalischen Niederungen die Nase rümpften, störte Pavarotti überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: Bei seinen alljährlichen Benefiz-Konzerten "Pavarotti & Friends" trat er in Modena unter anderem mit den Spice Girls, Stevie Wonder und B.B. King auf.

Seine weltweite Abschiedstournee "A Night to Remember", die ihn auch nach Deutschland führte, musste der Sänger wegen gesundheitlicher Probleme im Jahr 2005 unterbrechen. "Den Tumor, den spürst Du in Dir drinnen", sagte er später über sein Leiden. Aber dennoch war da noch jene "Speranza", Hoffnung, von der er so oft gesungen hatte: "Ich bin optimistisch und werde es bis zum Tode sein", erklärte Pavarotti mit jenem mutigen Blick, den er seinen Opern-Helden so oft verliehen hatte.

Pavarotti wird im Dom von Modena aufgebahrt

Pavarotti wird am Samstag in Modena beigesetzt. Die Trauerfeier findet um 15 Uhr im Dom statt. Dort soll bereits heute Abend der Leichnam des Tenors aufgebahrt werden. Die Stadt rechnet mit Tausenden Menschen, die Abschied nehmen wollen von "Big Luciano".

Wegen des erwarteten Ansturms von Fans, die Pavarotti die letzte Ehre erweisen wollen, soll die Kathedrale sowohl am Freitag als auch am Samstag bereits ab 6 Uhr geöffnet sein. Die Trauerfeier wird auf zwei Plätzen der Stadt auf Großbildleinwänden übertragen, sagte ein Sprecher. Auch werde mit der Teilnahme einer großen Anzahl von Personen des öffentlichen Lebens gerechnet. Bürgermeister Giorgio Pighi kündigte an, dass das Theater der Stadt nach Pavarotti benannt werden soll. Der Sänger habe weltweiten Ruhm nach Modena gebracht. (mit ddp)

Carola Frentzen[dpa]

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