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Kultur: Raum als Geschenk

Architekt Günter Behnisch über seinen umstrittenen Neubau am Pariser Platz

Peter Raue, Rechtsanwalt, Kulturförderer und Mitglied des Freundeskreises der Akademie der Künste, hat im Tagesspiegel den Akademie-Neubau scharf kritisiert („Adieu, Pariser Platz!“, 4. 3.) und damit eine breite Debatte ausgelöst. Die Akademie könne, so Raue, dort keine ihrer Aufgaben erfüllen. Hier antwortet ihm Günter Behnisch (83). Er gehört zu den bedeutendsten Architekten der Bundesrepublik. Behnisch baute das Olympiazeltdach in München und den Plenarsaal des Bundestags in Bonn. Seit 1983 ist er Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Wir dokumentieren seinen Brief geringfügig gekürzt.

Die Akademie ist und bleibt am Hanseatenweg. Der Neubau am Pariser Platz wurde von Anbeginn als Ergänzung und Gegenstück des Ensembles im Tiergarten geplant, nachdem dort bereits eine notwendige Erweiterung für Archivbauten vorbereitet war.

Für den neuen Archivbau wurde der südliche Grundstücksteil der Akademie an der Behrenstraße vorgesehen, der unter dem Protest der Akademie zum Verkauf angeboten und schließlich zur Erweiterung des Hotels Adlon genutzt wurde, mit den bekannten Folgen der problematischen Verlagerung des Archivs in Tiefgeschosse am Pariser Platz.

Den Kern des neuen Ensembles bildet die Saalfolge der historischen Ausstellungshallen, die in der originalen Bausubstanz von 1906 erhalten und vom Keller bis zum Dach der früheren Nutzung entsprechend denkmalgerecht wiederhergestellt wurden. Warum und für wen sollte man diese traditionsreichen Räume aufgeben? In der Klärung ihrer Aufgaben würde dies der Akademie wohl kaum weiterhelfen.

Um das große Volumen der alten Saalfolge und damit auch diesen bedeutsamen Ort deutscher Geschichte unverstellt zur Geltung zu bringen, wurde das dort vorhandene Niveau des Fußbodens unter Verzicht auf Sockel, Podeste und Stufen mit der Ebene des Pariser Platzes durch eine leicht geneigte Ebene verbunden, die aus der gegebenen Höhendifferenz resultiert und in den hohen Lichthof vor dem Altbau sowie in die Passage zum Denkmal an der Behrenstraße überleitet.

„Verschenkter Raum!“

Ja, in der Tat, auch darum ging es: Gerade in dieser wertvollen Lage im Herzen der Hauptstadt öffentlichen Raum auch als Geschenk erlebbar werden zu lassen und nicht wie gewohnt auf maximale Nutzungsdichte hin zu kalkulieren, Treppen nicht in ein Stiegenhaus einzusperren, sondern als Brücken zwischen Alt- und Neubau sichtbar zu machen. Übrigens legte mir schon mein eigenes Alter nahe, neben der Schräge des Foyers gleich zwei Wege zur rollstuhlgerechten Erschließung einzuplanen.

Stets komplementär zu den Raumangeboten am Hanseatenweg wurden in enger Abstimmung mit Vertretern der Akademie und der Senatsverwaltung Raumprogramme erarbeitet und deren Gestaltung entschieden. So wurde der Plenarsaal gemeinsam auf die Zahl von 300 Besuchern begrenzt, die bei Mitgliederversammlungen nicht überschritten wird. Größere Veranstaltungen und solche mit besonderen technischen Erfordernissen wie Konzerte, TV-Übertragungen etc., sollten entweder am Hanseatenweg oder in dem großen Saal unter dem Foyer stattfinden, dessen Ausbau aus Kostengründen jedoch zurückgestellt wurde.

Übrigens habe ich stets darauf hingewiesen, dass der von der Senatsbauverwaltung akzeptierte „Festpreis“ des Generalunternehmers von 38 Millionen Euro völlig unrealistisch war. Der Plenarsaal wurde inzwischen TV-technisch nachgerüstet und hat seine Eignung vielfach bewiesen.

Voraussetzung für eine Programmplanung der Akademie-Veranstaltungen, welche die Besonderheiten der jeweiligen Orte und ihrer Räume in der Arbeitsteilung zwischen den beiden Adressen der Akademie sinnvoll nutzt, bleibt die Fertigstellung des Baus.Nach den Wirren um ein angeblich kostengünstiges Leasing-Modell und der Beauftragung eines dann bald insolventen Generalunternehmers, mit allen Folgen der Bauverzögerung und Mängelfeststellung, ist das Haus in einigen Bereichen noch Rohbau. Erst nach Abschluss der Arbeiten und gründlicher Mängelbeseitigung wird man angemessen urteilen können.

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