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Im Angesicht des Todes. Steve Coogan in „Shepherds and Butchers“.

© Angelita Muxfeldt

"Shepherds and Butchers" und "Curumim": Ende mit Schrecken

Argumente gegen die Todesstrafe: Auf der Berlinale zeigen „Shepherds and Butchers“ und „Curumim“ zwei Fälle aus Südafrika und Indonesien, die auf wahren Begebenheiten basieren.

In Südafrika stirbt man am Strang, in Indonesien durch die Kugel. Zwei Länder, zweimal das Thema Todesstrafe: In „Shepherds and Butchers“ erzählt Oliver Schmitz ein reales Gerichtsverfahren als Spielfilm nach, in „Curumim“ dokumentiert Marcos Prada die letzten Jahre eines Todeskandidaten. Schmitz kennt man hierzulande als Regisseur von 24 Folgen „Türkisch für Anfänger“. Einen komplett anderen Ton schlägt der deutschstämmige Südafrikaner in seinem beeindruckenden Berlinale-Beitrag an.

Erzählt wird die Geschichte eines jungen Gefängniswärters, der im Pretoria der späten achtziger Jahre scheinbar grundlos sieben Schwarze erschießt. Alles deutet auf rassistische Motive hin, die Todesstrafe scheint dem Täter sicher. Sein Anwalt aber (Steve Coogan) weist nach, dass gerade die Todesstrafe den Angeklagten zum Mörder gemacht hat. Unfreiwillig hatte der 17-jährige Wärter im Gefängnis an der Vollstreckung von mehr als 160 Hinrichtungen mitgewirkt, mit katastrophalen psychischen Folgen. Der Staat könne seine Angestellten „nicht gleichzeitig zu Schäfern und zu Schlächtern machen“, argumentiert der Anwalt in seinem Schlussplädoyer gegen die Todesstrafe, die in Südafrika wenige Jahre später abgeschafft wurde.

Mit Todesdrohungen kann man diese Typen nicht erschrecken

In Indonesien dagegen werden Kapitalverbrecher bis heute erschossen. Ein gutes Jahr liegt die Hinrichtung des Brasilianers Marco Archer zurück, der 2004 mit 13,5 Kilogramm Kokain im Gepäck am Flughafen von Jakarta verhaftet wurde. Aus der Todeszelle heraus kontaktierte er den Regisseur Marcos Prada, der aus Archers Videobotschaften und Interviews mit Weggefährten einen biografischen, teilweise etwas unstrukturiert wirkenden Film schnitt. Mitleid hat man als Zuschauer nicht unbedingt mit dem hibbeligen Fantasten Archer, der über seine Karriere als Drogendealer weitgehend ohne Reue spricht, obwohl sein eigener Bruder an einer Überdosis gestorben ist.

Den Tod, mit dem der Film endet, wünscht man ihm allerdings auch nicht – die Hinrichtung wirkt sinnlos, zumal im Lauf des Films klar geworden ist, dass irrationale Risikotypen wie Archer mit Todesdrohungen nicht zu erschrecken sind.

„Shepherds and Butchers“: 20.2., 17.45 Uhr (CineStar 3); „Curumim“: 17.2., 17 Uhr (CineStar 7), 18.2., 11.45 Uhr (CineStar 7)

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