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Kultur: Suhrkamp eröffnet Berliner Repräsentanz

„Suhrkamp und Berlin – wann, wenn nicht jetzt!“, skandierte die gelernte Schauspielerin und Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz mit ausgelassener Fröhlichkeit.

„Suhrkamp und Berlin – wann, wenn nicht jetzt!“, skandierte die gelernte Schauspielerin und Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz mit ausgelassener Fröhlichkeit. Es war, als würden die Berliner Literaturbetriebsmenschen aus ihrer Februardepression gerüttelt: Die Frankfurter Suhrkamp-Vorhut gab ihnen die Qualitäten der Berliner Literaturluft ganz neu zu schnuppern. Und das, obwohl der ehrwürdige Frankfurter Verlag seit dem Tod Siegfried Unselds im Herbst 2002 doch eher etwas Fahl-Ätherisches ausstrahlte, so dass sich manch ein Literaturfreund Sorgen machte um die Vitalität der Marke Suhrkamp. Man trug Trauer.

Am Donnerstagabend lud das nun offenbar emsig unternehmungslustige Suhrkamp-Team in die neuen Verlagsräume in der Fasanenstraße direkt neben Literatur- und Käthe-Kollwitz-Haus ein, in eine literarisch also durchaus beseelte Örtlichkeit. Von Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker über den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und Wolfgang Thierse bis zu Ex-Kulturstaatsministerin Christina Weiss tummelte sich Politikprominenz. Wobei Verlegerin Unseld-Berkéwicz gleich die Berufung von Christina Weiss in die Unseld-Familienstiftung, eine Art Aufsichtsrat des Verlags, bekanntgeben konnte.

In den großzügigen Feng-Shui-gestylten Räumlichkeiten in der Beletage des Gründerzeithauses fand sich die literarische Prominenz nicht nur der Stadt Berlin ein: Christa Wolf, Volker Braun, Adolf Muschg und viele andere; aus Mailand war die Verlegerin Inge Feltrinelli angereist. Ulla Unseld-Berkéwicz freute sich über die Verleihung des Siegfried-Unseld-Preises der Siegfried-Unseld-Stiftung an die große dänische Dichterin Inger Christensen.

Die schlechte Presse über die wenige Wochen zurückliegende Trennung von Marketing- und Vertriebschef Georg Rieppel ist vergessen. Berlin scheint den Surkämplern Spaß zu machen. Die neuen Räumlichkeiten sollen weniger der Verlagsroutine dienen, vielmehr ein Forum für die Berliner literarische Öffentlichkeit bieten. Suhrkamp hat sich Zeit gelassen mit Berlin. Berlin wird sich nun mehr Zeit nehmen für Suhrkamp.

Marius Meller

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