zum Hauptinhalt

Türkei: Justiz ermittelt gegen Pianisten Fazil Say

Die Istanbuler Staatsanwaltschaft hat strafrechtliche Ermittlungen gegen den Pianisten und Komponisten Fazil Say eingeleitet, weil er per Twitter den Islam beleidigt haben soll.

Die Istanbuler Staatsanwaltschaft hat strafrechtliche Ermittlungen gegen den Pianisten und Komponisten Fazil Say eingeleitet, weil er per Twitter den Islam beleidigt haben soll. Noch ist nicht klar, ob Anklage erhoben wird. Aber der Fall dürfte viele in ihrer Überzeugung bestärken, dass die Meinungsfreiheit in dem EUBewerberland weiter eingeschränkt wird.

Der für seine temperamentvolles Spiel berühmte Fazil Say, der in Berlin seit der Zeit als Pianist in Residence des Konzerthauses Kultstatus genießt, ist ein Kritiker der Regierung von Ministerpräsident Erdogan. Per Twitter amüsierte sich der bekennende Atheist jetzt unter anderem über einen Muezzin, der es eilig hatte: In nur 22 Sekunden sei dessen Gesang vorüber gewesen, schrieb Say am 5. April – und fragte, ob der Gebetsrufer rasch zu Freundin oder zur Schnapsflasche zurückkehren wollte. Bezüglich der Jungfrauen, die laut Koran auf die Frommen im Jenseits warten, fragte Say: „Ist das Paradies etwa ein wunderbares Bordell?“

Auf Volksverhetzung stehen in der Türkei bis zu drei Jahre Haft, die Beleidigung einer Religion könnte ein weiteres Jahr Gefängnis nach sich ziehen. Say selbst, der am Donnerstag laut Twitter von Budapest nach Verona unterwegs war, reagierte zunächst nicht auf die Nachricht von den Ermittlungen. Susanne Güsten

Zur Startseite