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Bei Elena Mendozas „Stillleben“ spielte das Deutsche Symphonie-Orchester auch auf Flaschen.

© Deutschlandfunk/Simon Detel

Ultraschall-Festival: Es kommt von Herzen

Beim Abschlusskonzert des Berliner Ultraschall-Festivals ist neue Musik von Elena Mendoza, York Höller und Ying Wang zu erleben.

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Eine Botschaft von Liebe und Licht will die Komponistin Ying Wang in den Kosmos senden, und auch im Gespräch mit RBB-Redakteur Andreas Göbel wird dem Publikum dringend anempfohlen, es möge den Großen Sendesaal an der Masurenallee von positiven Vibes erfüllt verlassen.

Dass dieses ehrgeizige Unterfangen notgedrungen scheitern muss, ist der 46-jährigen Chinesin gewiss nicht vorzuwerfen. Eher vielleicht, wie sie das anstellt. Dem unter Kamen Kamenseks präzise strukturierender Leitung untadelig aufspielenden Deutschen Symphonie-Orchester Berlin fügt sie „übermenschliche“ maschinelle Klangerzeugung hinzu, den Mini-Moog, der in den 1970er Jahren für Bands wie Pink Floyd unverzichtbar war, sowie wuchtige Elektronik-Beats und ätherische Klänge aus dem Lautsprecher.

Sinfonische „Loveparade“

„528 Hz 8va“, das Abschlussstück des diesjährigen Ultraschall-Festivals, meint mit der Hertz-Frequenz auch den Herzschlag, beginnt mit regelmäßigem Puls „zwischen C und Cis, der Glücksfrequenz“, der sich beschleunigt, in Glissandi aufsplittert, langsam anwachsende Klänge zu einem rüden Stampfen formiert. Wuchtiges Schlagwerk überhöht die grellfarbig-eindimensionale Struktur zum ohrenbetäubenden Marsch – das Zerrbild einer „Loveparade“, die die Komponistin beschwören will.

Eher ein verordnetes Glück lässt sich hier assoziieren, was das Publikum von heftigem Beifall nicht abhält. Jubel auch für York Höller und sein Doppelkonzert für Violoncello, Klavier und Orchester. Der Doyen einer postseriellen, freitonalen Musik hat es den Solisten Marie-Elisabeth Hecker und Martin Helmchen quasi „in die Finger geschrieben“.

Virtuoses Ravel-Zitat

Dabei entpuppt sich die „Klanggestalt“ für das Klavier, aus einer Zwölftonreihe entwickelt, eher als auf- und absteigende Tonleiter, zu Parallelläufen und Arpeggien entwickelt, die sich zum Schluss als virtuoses Ravel-Zitat „enttarnen“. Mit kristallinem Anschlag kann Messiaen-Spezialist Helmchen auch das sehr gut. Cellistin Hecker, der an sich das melodisch beredtere Material anvertraut ist, vermag mit sensibler, Intimität erzeugender Tongebung gegen oft scharfkantig-spröde Orchestereinwürfe nicht recht durchzukommen.

Bleibt zu Beginn Elena Mendozas „Stillleben mit Orchester“. Auch die spanische Komponistin traut den Chancen des großen Orchesterapparats nicht recht: Sie muss ihm „Alltagsgegenstände“ beifügen, mit den Fingern geriebene Gläser und überblasene Flaschenhälse zumal, auch Salatschüsseln und mit Messern geschabte Metalldosen. Vom konventionellen Anfang eines Klangzusammenbruchs und sich daraus erhebenden wimmernden Linien „erholt“ sich das Stück zu recht sensiblen Klangabstufungen, in denen sich die starren „Sinustöne“ der Gläserklänge reizvoll mit den lebendig schwankenden Streicherlinien verbinden.

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