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Verlage: Bertelsmann übernimmt Brockhaus

Die traditionsreiche Brockhaus-Enzyklopädie erscheint künftig bei Europas größtem Medienkonzern Bertelsmann. Mit dem Verkauf der Marke reagiert der bisherige Verlag, das Bibliographische Institut, auf den starken Rückgang des Lexikongeschäfts.

Die Bertelsmann-Dienstleistungstochter Arvato übernimmt voraussichtlich zum 1. Februar 2009 die Rechte an der Marke Brockhaus einschließlich der Inhalte und Bestände der Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, teilte Arvato am Mittwoch in Gütersloh mit. Mit der Übernahme stelle die Arvato-Tochter Wissenmedia den Fortbestand der Verlagsmarke Brockhaus sicher, die mit einem Bekanntheitsgrad von mehr als 93 Prozent zu den bekanntesten in Deutschland zähle. Über den Preis wurde nichts bekannt. Die Wettbewerbsbehörden müssen noch zustimmen.

Das Bibliographische Institut als bisheriger Verlag wolle sich auf die Marke Duden und das Kalendergeschäft konzentrieren, teilte die Mannheimer Verlagsgruppe mit. Mit dem Verkauf reagiere der Verlag auf den starken Rückgang des Lexikongeschäfts im Buchhandel, sagte Vorstandssprecher Ulrich Granseyer. Wegen des Rückzugs aus dem Geschäftsfeld "Lexikalisches Nachschlagen" werde der Standort Leipzig mit seiner Online-Redaktion aufgegeben. Betroffen seien 60 Arbeitsplätze, darunter 48 Festangestellte. "Es wird auch Kündigungen geben müssen", sagte Granseyer. Auswirkungen werde der Verkauf auch für den Mannheimer Standort haben.

Kein Internet-Brockhaus geplant

Plänen, die Brockhaus-Inhalte künftig nur noch im Internet zu vermarkten, erteilte der Geschäftsführer der Wissenmedia GmbH, Christoph Hünermann, eine Absage. "Sowohl gedruckte Lexika als auch Online-Enzyklopädien haben ihren festen Platz in der Zukunft", sagte er. Brockhaus-Nachschlagewerke und auch ein "Großwerk" werde es weiter im Handel geben, außerdem sollten sie international angeboten werden. "Die Marke Brockhaus hat Strahlkraft über die Grenzen hinaus."

Mit den Brockhaus-Inhalten sollten künftig Produkte für unterschiedliche Kundengruppen entstehen. "In dem Bereich Wissen-Nachschlagen-Lernen tut sich eine ganze Menge", erklärte Hünermann. Ein Brockhaus-Lexikon im Internet sei aber nicht geplant, denn Wissenmedia habe mit wissen.de bereits ein erfolgreiches Angebot. Noch nicht entschieden sei, ob es eine 22. Auflage der Enzyklopädie geben werde. Die Wissenmedia GmbH zählt den Angaben zufolge mit den Marken Bertelsmann Lexikon, Wahrig, Chronik und Atlantica zu den führenden Wissensverlagen in Europa.

Der Brockhaus-Verlag hatte im vergangenen Jahr Millionenverluste geschrieben. Der Geschäftsbericht der Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG hatte für 2007 ein Minus von knapp 6,5 Millionen Euro ausgewiesen. (goe/dpa)

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