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Der Künstler A.R. Penck 2007 in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main.

© dpa

Update

Zum Tod von A. R. Penck: Herr der Strichmännchen

Der deutsche Maler A. R. Penck ist tot. Er starb im Alter von 77 Jahren nach längerer Krankheit in Zürich. Ein Nachruf.

Wie kaum ein anderer Künstler war er ein Maler beider Deutschlands. Im Osten sehnte er sich mit seinen universalen Bildzeichen in die Freiheit des Westens. Dort 1980 nach Ausbürgerung angekommen, verkörperte er mit seiner expressiven Bildsprache die Malkultur des Ostens. Mit seiner Person, seinem kraftvollen Werk repräsentierte A. R. Penck die deutsche Teilung. Als 1989 die Mauer fiel, wurde es prompt stiller um ihn. Der Maler, Bildhauer, Grafiker und Musiker war da bereits von Köln aus nach London weiter gezogen. Und die großen Museen der Republik hatten längst Werke von ihm in ihren Sammlungen, zumeist Großformate, in denen Strichmännchen in einer Art Höhlenmalerei miteinander in Kontakt zu treten suchten.

Penck gehörte fortan zum Kanon der westdeutschen Kunst. Neben Sigmar Polke und Gerhard Richter war er einer der Protagonisten der 80er Jahre, die alle aus der DDR kamen. Mit ihrer Malerei bezeugten sie die besondere Qualität einer in Ostdeutschland gepflegten Malerei. Gleichwohl blieb Penck in seiner Renitenz, mit seinem Temperament immer eine Ausnahme. Nicht zuletzt deshalb gilt als „Vater der Neuen Wilden“. Wild ging es auch in seiner arachaischen Zeichenwelt zu, in der Strichmännchen mit eregierten Penissen und beißende Hunde auftraten. Ebenso gehörten Totenköpfe und Kreuze zum Repertoire.

Konflikt mit der DDR-Staatsmacht

Bereits als 14-Jähriger nahm Penck in Dresden Zeichenunterricht bei Jürgen Böttcher, Strawalde genannt, jenem für die dortige Szene so wichtigen Zeichner und Filmemacher, der auch den jungen Ralf Winkler unter seine Fittiche nahm. Das Peudonym A.R.Penck legte er sich erst später zu, um allen Widerständen zum Trotz doch noch Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler der DDR zu werden. Der Geologe und Eiszeitforscher Albrecht Penck stand ihm dafür Pate. Welch passender Patron für einen jungen Künstler, der sich darauf verlegt hatte, in Zeiten des Kalten Krieges mit Zeichen und Kürzeln die Suche des Individuums nach einer freien Gesellschaft darzustellen.

Das war auch A.R. Pencks eigener Weg, der als junger Künstler von Anfang an mit der Staatsmacht der DDR kollidierte. Als Mitglied der kompromisslos freiheitlich denkenden Gruppe Nedserd wurde ihm gleich vier Mal die Aufnahme in den Akademien in Dresden und Ost-Berlin verwehrt. Mit Jobs als Heizer, Nachtwächter, Briefträger hielt er sich in dieser Zeit über Wasser. 1969, drei Jahre nach der geglückten Aufnahme im Verband Bildender Künstler der DDR, warf man ihn wieder raus, seine Bilder wurden konfisziert.

Penck machte trotzdem weiter, sein Publikum fand er auch im Westen. So waren seine Bilder in der Abteilung „Individuelle Mythologien“ 1972 auf der Documenta 5 zu sehen. Als ihm 1975 der Will-Grohmann-Preis der West-Berliner Akademie der Künster zuerkannt wurde, stand er endgültig unter Stasi-Beobachtung. Die 1976 beginnende Freundschaft mit Jörg Immendorff über die deutsch-deutsche Grenze hinweg erhöhte nur den Verdacht gegen ihn. 1980 schließlich warf man ihn heraus. Im Westen nahm sich der Kölner Kunsthändler Wolfgang Werner seiner an und machte ihn zu einem gefeierten Künstler, der mit seinen Werken sogleich groß ins Museum Ludwig einzog. Dort war er anlässlich des Museumsjubiläums zum 40-jährigen Bestehen nun wieder zu sehen, wie einst im sogenannten Heldensaal.Nach schwerer Krankheit ist A.R. Penck in Zürich am Dienstag im Alter von 77 Jahren verstorben.

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