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Alleinerziehende Mütter klagen gern mal, wie schlecht es ihnen geht.

© dpa

Opfer-Vermarktung: Adoptiert alleinerziehende Mütter!

Warum dürfen manche Tierrechtler ihr Leben am Rande der Legalität auch noch vermarkten? Und warum wälzen alleinerziehende Mütter Verantwortung und Kosten auf die Gesellschaft ab? Was Tierschützer und Frauen ohne Mann mit Kind verbindet. Ein Kommentar.

Wenn es etwas gibt, das mir zunehmend auf die Nerven fällt, dann sind es Tierrechtler und alleinerziehende Mütter. Nein, ich meine nicht die netten Menschen, die ausgesetzte Hunde und Katzen einsammeln oder frierende Enten im Stadtpark mit altem Brot füttern. Auch nicht Vegetarier, die prinzipiell keine Fleischgerichte essen.

Aber der Wahnsinn fängt schon bei den Veganern an, die keine Eier, keinen Käse und keinen Honig konsumieren, weil es sich um Produkte handelt, bei deren Herstellung die Tiere ausgebeutet werden. Weil, wie man weiß, die Hühner ihre Eier und die Bienen ihren Honig ja lieber an Bedürftige verschenken würden, wenn nicht ein paar geldgeile Bauern und Imker sie daran hindern würden.

Noch schlimmer sind freilich die Tierrechtler, die sich für ein Leben am Rande der Legalität entschlossen haben und dafür ein Alibi brauchen, das sie vermarkten können. Wie der merkwürdige Paul Watson, Gründer der Organisation See Shepherd. Der kreuzt mit einem millionenteuren High-Tech-Trimaran über die Meere und hält nach Schiffen Ausschau, die Wale jagen. Ich habe mich richtig gefreut, als ich hörte, dass Watsons Designer-Yacht von einem japanischen Walfänger gerammt und fast versenkt wurde.

Hinterher beschwerte er sich darüber, dass ihn die Aktion beinah das Leben gekostet hätte. Es war, als hätte sich einer der Läufer von Pamplona darüber beklagt, dass er von einem Stier erwischt wurde. Nun gehören Stiere nicht zu den Arten, die vom Aussterben bedroht sind, deswegen darf man sie durch die engen Gassen einer spanischen Stadt treiben, bis sie vor Angst verrückt werden und durchdrehen. Wale dagegen gehören angeblich zu den bedrohten Arten und müssen deswegen geschützt werden.

Aber der entscheidende Unterschied zwischen Stieren und Walen ist ein anderer. Wale sehen niedlich aus. Wenn sie ein wenig kleiner wären, könnte man sie mit anderen Zierfischen in einem Aquarium halten und mit Semmelbröseln füttern. Seit Kaiko gehören Wale zu den Haustieren - wie Hamster, Frettchen, Schildkröten, Katzen und Hunde -, auch wenn man sie raumhalber outsourcen muss. Es gibt freilich Völker, die ein anderes Verhältnis zu Walen haben. Für die Isländer und die Japaner sind das Nutztiere, die man jagen und zu Fett, Fleisch, Tran und anderen Produkten verarbeiten kann. Generationen von Isländern und Japanern haben vom Walfang gelebt, und dass es einige immer noch tun wollen, statt auf "Second Life" Käptn Ahab zu spielen, wird ihnen von Menschen übel genommen, die noch nie in einem ganz normalen Schlachthof zugeschaut haben, wie aus einer Kuh Tafelspitz gemacht wird.

Noch nerviger als Tierschützer sind freilich alleinerziehende Mütter. Neulich saß wieder eine Vertreterin dieser Spezies in einer Talkshow und klagte darüber, wie schlecht es ihr ginge. Mit Anfang 30 hatte sie schon vier Kinder, das erste bekam sie mit 15. Die folgenden drei haben sich dann mehr oder weniger ergeben. Nun ist der Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr und Fortpflanzung schon eine Weile bekannt, es gibt Verhütungsmittel, deren Einsatz allerdings ein wenig Disziplin erfordert, aber nicht mehr, als ein Diabetiker braucht, um seine tägliche Dosis Insulin zu nehmen. Man kann es auch keiner Frau verbieten, Kinder nach Belieben zu bekommen, und man kann sie nicht verpflichten, erst einmal die Bonität des Kindsvaters zu prüfen, bevor sie seine Virilität auf die Probe stellt.

Galt früher einmal der Grundsatz, dass man Menschen helfen muss, die unverschuldet in Not geraten sind, so lassen es die Menschen heute bewusst darauf ankommen, dass ihnen geholfen wird, wenn sie in ein selbst gewähltes Elend geraten. Es kann doch etwas nicht stimmen, wenn einerseits die Sozialleistungen konstant zunehmen und gleichzeitig alle drei Monate ein "Armutsbericht" erscheint, in dem die alarmierende Zunahme von Armut beschrieben wird, vor allem der Kinderarmut. Es ist, als würde der Einsatz von immer mehr Dünger zu immer schlechteren Ernteergebnissen führen.

Und an dieser Stelle wären die Tierrechtler gefordert. Vergesst Kaikos Verwandte und die Eisbären! Überlasst die Kröten und die Fledermäuse ihrem Schicksal! Hört auf, mit Walfängern Katz und Maus zu spielen! Verkauft Eure High-Tech-Spielzeuge! Kümmert Euch lieber um die alleinerziehenden Mütter. Adoptiert sie! Heiratet sie! Tut was, damit sie daheim bleiben und sich um ihre Kinder kümmern können, statt im Fernsehen darüber klagen zu müssen, dass ihnen niemand hilft.

Der Autor ist Reporter beim "Spiegel".

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