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BER-Technikchef Horst Amann und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck.

© dpa

Berliner Flughäfen: Am BER geht´s zu gemütlich zu

Die Strahlkraft Berlins reicht nicht, um jemanden auf die Baustelle Flughafen zu locken. Freiwillig bietet sich kaum einer an. Jetzt soll es ein Headhunter richten. Das wird nicht billig und verspricht keine schnellen Ergebnisse.

Es mag verrückt klingen nach vier Eröffnungsverschiebungen, aber auf der technischen und politischen Dauerbaustelle BER ist eine neue Langsamkeit eingezogen. Bloß nichts mehr überstürzen. Gemach. Dass die Frage nach haftungsrechtlichen Konsequenzen für den nun gefeuerten Flughafen-Geschäftsführer Rainer Schwarz geprüft werden soll, steht seit November fest.

Eine entsprechende Firma, KPMG, wurde erst vor wenigen Tagen damit beauftragt. Seit Anfang Januar ist klar, dass ein Nachfolger für Schwarz gefunden werden muss. Ende Februar stehen die Beteiligten immer noch mit leeren Händen da.

Was ist in den knapp acht Wochen eigentlich passiert? Wilhelm Bender, der einzige Kandidat? Andere, die schon abgesagt haben, wurden nicht mal gefragt. Die Strahlkraft Berlins reicht nicht, um jemanden auf diese Baustelle zu locken. Freiwillig bietet sich kaum einer an. Jetzt soll es ein Headhunter richten. Das wird nicht billig und verspricht keine schnellen Ergebnisse.

Das Controlling ist mit Platzeck an der Spitze in Teilen zwar neu aufgestellt, nur hat man nichts großartig zu kontrollieren. Denn nicht nur an der Spitze fehlt es, auch in der Breite. Horst Amann ist derzeit auf sich allein gestellt, um einen neuen Flughafen zu bauen, zwei alte, Tegel und Schönefeld, in Schuss zu halten und um ein stabiles Finanzkonstrukt aufzustellen. Jede Woche, die er allein in diesem magischen Dreieck springen muss, ist eine zu viel. An seiner Seite hat er mit Ex-Fraportchef Bender nun einen Berater, zugegeben keinen schlechten, nur kann der keine Entscheidungen treffen. Ein neuer Finanzgeschäftsführer ist genauso wenig in Sicht, wie es neue, fachkundige Aufsichtsratsmitglieder sind.

Es ist kein Selbstzweck, die Personalprobleme zu lösen, sondern davon hängt in guten Teilen die Funktionalität der gesamten Flug-Infrastruktur der Hauptstadt ab. Mehr Geld für Tegel, wie viel und wofür: Diese Entscheidung obliegt einer unvollständigen Geschäftsführung und den möglicherweise widerstreitenden Interessen der Berliner, Brandenburger und Bundes-Aufsichtsräte. Es ist richtig, genau zu prüfen, was investiert wird. Nicht, dass Tegel am Ende so gut wird, dass sich das Thema BER von allein erledigt. Es ist richtig, nichts zu überstürzen, aber eine neue Gemütlichkeit, die von symbolischer Geschäftstüchtigkeit verdeckt wird, braucht dieses Trauerspiel nicht.

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