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Verteidigungsminister Thomas de Maiziere spricht mit Soldaten in Usbekistan.

© dpa

De Maizières umstrittene Äußerungen: "Einfach mal die Klappe halten"

Thomas de Maizière erklärt den deutschen Soldaten, sie seien "süchtig" nach Wertschätzung. Das muss den Armeemitgliedern im Auslandseinsatz übel aufstoßen. Mit seiner Wortwahl hat sich der Verteidigungsminister gründlich vergaloppiert.

Von Michael Schmidt

Einfach mal die Klappe halten! Das ist es wohl, was der Verteidigungsminister Thomas de Maizière den kämpfenden Männern und Frauen der Bundeswehr mal mit auf den Weg geben wollte. „Verständlich“ finde er deren Wunsch nach Wertschätzung, gibt der CDU-Politiker zu Protokoll – aber doch auch „oft übertrieben“. Nach seiner Beobachtung seien die Soldaten „vielleicht geradezu süchtig danach“. Deshalb sein rhetorisch rabiater Ratschlag: „Hört einfach auf, dauernd nach Anerkennung zu gieren.“

Die Wertschätzung anderer bekomme man nicht dadurch, dass man danach frage, sondern dass man gute Arbeit leiste, sagt der Minister. Und der Soldat im Einsatz am Hindukusch oder am Horn von Afrika reibt sich verwundert die Augen ob dieses verbalen Ausbruchs unduldsamer Übellaunigkeit. Auch Ratschläge sind Schläge. Und dieser tut besonders weh. Dem Soldaten kann und darf nicht egal sein, was er da hört, denn es ist sein oberster Dienstherr, der da spricht.

Aber leistet er denn keine gute Arbeit? Hält er denn nicht den Kopf hin für eine Politik, die in Berlin, London, Washington beschlossen wird? Ist es nicht sein Rücken, auf dem ausgetragen wird, was als Versagen der internationalen Diplomatie noch beschönigend umschrieben ist? Der Bundestag ist es doch, die gewählte Vertretung des deutschen Volkes, der ihn immer häufiger in immer entferntere Weltgegenden schickt, um mit der Waffe in der Hand wahlweise für Sicherheit und Stabilität, die Verbreitung westlicher Werte oder den Schutz von Handelswegen zu sorgen. Darf er nicht zu Recht mehr Dank erwarten? Muss er sich wirklich vom Minister derart anrempeln lassen?: Seine Kameraden und er – nur ein Haufen Junkies, die nach Aufmerksamkeit und Anerkennung lechzen wie der 24/7-Partyfreak nach seiner Ecstasypille?

Muss er nicht. De Maizière mag sogar recht haben. Es stimmt ja, dass der erst leise, dann, je länger die Auslandseinsätze dauern, je opferreicher sie werden, immer lauter ausgesprochene Wunsch, das Volk, in dessen Namen man Leib und Leben riskiert, möge mehr Respekt zeigen – es stimmt, dass dieser Wunsch inzwischen zum leicht nervtötenden Dauerlamento verkommen ist. Ein Satzbaustein, der in keiner Einlassung irgendeines Armeeangehörigen mehr fehlt.

Dennoch muss man fragen, was den sonst so besonnenen und überlegten Minister geritten hat, sich derart zu vergalloppieren. Diese Wortwahl, in dieser Funktion, in diesen krisen- und kriegsreichen Zeiten – geht gar nicht. Hätte er doch einfach die Klappe gehalten.

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