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Harald Martenstein.

© dpa

Die Piratinnenfrage: Die Grenzen der Genderpolitik

Die Piraten haben nichts gegen Frauen. Aber vielleicht haben Frauen etwas gegen die Piraten. Harald Martenstein über das Problem mit der Frauenquote.

Die Piraten sind wohl am ehesten, wenn man in klassischen politischen Kategorien denkt, eine radikalliberale Partei. Post-Anarchisten. Sie besetzen ein Feld, das von den Grünen und der FDP geräumt worden ist: individuelle Freiheit. Keine Bürokratie, keine Bevormundung, kein staatlicher Perfektionismus.

Der Papst ist, glaube ich, kein Post-Anarchist. Er hat auch nichts gegen Bevormundung. Erstaunlicherweise besteht trotzdem eine Parallele zwischen der katholischen Kirche und der Piratenpartei. In beiden Organisationen gibt es kaum Frauen in Führungspositionen. Während bei den Katholiken eine Menge weibliche Mitglieder vorhanden sind, die Übernahme des Bischofsamtes Frauen aber verboten bleibt, verhält es sich bei den Piraten umgekehrt. Bei den Piraten stehen Frauen sämtliche Ämter offen. Die Partei hat aber nur wenige weibliche Mitglieder. Weibliche Computerfreaks kommen etwas häufiger vor als Päpstinnen, gewiss, aber groß ist der Unterschied nicht.

Viele fordern, dass die Piraten jetzt, wie alle anderen, eine Frauenquote einführen. Das können die doch gar nicht. Wenn du laut Quote fünf Posten für Frauen freihalten sollst, du hast aber nur zwei Mitgliederinnen, was machst du denn dann? Man könnte eine Zwangsmitgliedschaft für Frauen einführen. Dies aber widerspricht dem freiheitlichen Denkansatz der Partei.

Ähnliche Probleme werden, wenn sie sich erst mal gegründet haben, die Anglerpartei, die Partei der Modelleisenbahnfreude und die Deutsche Biertrinkerunion bekommen. Da stößt Genderpolitik an natürliche Grenzen. Angelzwang für Frauen, ist das überhaupt verfassungskonform? Genauso schwierig wird es sicher werden, wenn irgendwann bei den Tupper-Partys die Männerquote eingeführt wird.

Die Piraten sagen, sie seien „post-gender“. Das Merkmal „Geschlecht“ solle durch den Staat überhaupt nicht mehr erfasst werden, das sei Privatsache. Wer unbedingt Quoten wolle, der könne ja zur CDU gehen. Trotzdem hat eine Piratin, Julia Schramm, einen Frauenarbeitskreis gegründet. Zu dem Treffen kamen überraschenderweise viele Mitglieder, die, so Schramm, „nicht klassischerweise als Frauen erkennbar“ waren. Sie trugen offenbar Bärte. Sie beriefen sich auf die Gendertheorie, nach der „Geschlecht“ nur eine gesellschaftliche Konstruktion ist, eine Idee. Diese Piraten behaupteten, sie seien Frauen. Ihr Wesen, innen, sei weiblich, den Bart und die tiefe Stimme hätten nur die Gesellschaft konstruiert.

Dies ist, nach den Regeln des Genderwesens, schwer zu widerlegen. Vielleicht wollten diese Piraten in dem Frauenkreis eine Freundin finden, und haben über ihr soziales Geschlecht die Unwahrheit gesagt. Man wird es nie herausfinden.

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